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Mineralienwende im Boden – so nutzt du Mikronährstoffe

Wir brauchen eine Mineralienwende! Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium - und viele weitere Spurenelemente nähren unsere Gesundheit.

Dem Großteil der Weltbevölkerung steht genügend Nahrung zur Verfügung,
dennoch sind Mikronährstoff-Mangelerscheinungen weit verbreitet. 

Gerade der Mangel an Mineralien und Spurenelementen kann gravierende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen – von chronischen Entzündungen und geschwächtem Immunsystem bis hin zu Erschöpfung, Depression, Übergewicht und Demenz. 

Diese Mangelzustände können besonders in der frühkindlichen Entwicklung auch die geistige Entwicklung stark beeinträchtigen. Daher ist es wichtig den Trend zu erkennen und die Ursachen dieser Zustände anzugehen.

Schritt für Schritt machen wir uns auf in eine (boden)fruchtbare Zukunft.

Die Pandemie der Mangelernährung

Offensichtlich wird das Ausmaß des Problems, wenn wir uns einige Zahlen dazu ansehen: Laut Schätzungen leiden 3,7 Milliarden Menschen an Eisenmangel, davon
sind 2 Milliarden von einem schweren Mangel (Anämie) betroffen. Von Kindern unter
fünf Jahren sind 35 % von Zink- oder Eisenmangel betroffen, sowie 38 % von Iod-
oder Selenmangel [1]. Nach einer anderen Quelle haben weltweit 60 – 80 % einen
Mangel an Eisen, 30 % an Zink, 30 % an Iod und 15 % an Selen [2].

Die Mengenverhältnisse sind entscheidend

Die Mineralien und Spurenelemente unterscheiden sich stark in ihren Wechselwirkungen. Einige Elemente wirken zueinander synergistisch, verstärken sich also gegenseitig in ihrer Wirkung, andere wirken antagonistisch, schwächen sich also gegenseitig ab. 

Ein bekanntes Beispiel ist die antagonistische Beziehung zwischen Kalium und Natrium. Vor einigen Tausend Jahren haben wir mehr als zehnmal soviel Kalium als Natrium zu uns genommen [3].

Durch die moderne Art der Ernährung nehmen wir heute im Schnitt deutlich mehr Natrium als Kalium zu uns. Dieser Überschuss an Natrium erhöht unsere Kaliumausscheidung, was ein bedeutender Faktor für die Entstehung von Herzkrankheiten ist.

Es ist nicht unbedingt die Menge an Natrium, die problematisch ist, sondern das Mengenverhältnis zum Kalium. Laut Statistiken leben wir deutlich länger, je höher das Verhältnis des aufgenommenen Kaliums zum Natrium ist [4].

Synergismus Bodennährstoffe
Komplexe Wechselwirkungen von Mikronährstoffen

Wo kommen die Mineralstoff- und Spurenelementedefizite her?

Offensichtlich ist der Hauptfaktor für unsere Mineralien- und Spurenelementversorgung unsere Ernährung.

Hier lässt sich seit Jahrzehnten ein alarmierender Trend beobachten: Unsere Lebensmittel enthalten immer weniger Mineralien- und Spurenelemente. Das gilt sowohl für Obst und Gemüse sowie auch für tierische Produkte [5].

Diese Beobachtung gilt für konventionell angebaute Lebensmittel genauso wir für
Bio-Lebensmittel. Hinsichtlich ihres Gehalts an Mineralstoffen und Spurenelementen
unterscheiden sich diese im Schnitt kaum voneinander [6].

Ein Grund für die Abnahme von Mikronährstoffen in unseren Lebensmitteln sind
sicherlich die zahlreichen Verarbeitungsstufen, sowie unser hoher Konsum an
Pflanzenölen, Zucker und Weißmehl. Je nach Zustand der Darmgesundheit ist auch die Aufnahme der Bestandteile des Essens unterschiedlich. Auch die Zellgesundheit – bis zur Anzahl und Qualität der Mitochondrien – sollte beachtet werden.

Darüber hinaus sind jedoch unsere Ackerböden in gar keinem guten Zustand.

Laut einem UNO-Bericht von 2005 haben wir in nur 40 Jahren ein Drittel aller fruchtbaren Böden weltweit verloren [7].

Es ist Zeit die Probleme anzugehen und Schritt für Schritt den Weg in eine gesunde und starke Zukunft zu beschreiten.

Die regenerative Landwirtschaft macht Hoffnung

Mit dem Ziel die Ackerböden wieder aufzubauen, nutzt die regenerative
Landwirtschaft folgende Prinzipien: Minimale Bodenbearbeitung, lebendige, dauerhafte Bodenbedeckung und Durchwurzelung durch Zwischenfrüchte, Fruchtfolgen und eine höhere Diversität der angebauten Kulturen. Die Integration von Tieren – wie Rinder und Schafe – spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für den Aufbau des Mikrobioms im Boden. 

Das Bodenleben wird gestärkt. Die Pflanzen können durch Symbiosen mit Bodenpilzen besser mit Nährstoffen und Wasser aus tieferen Bodenschichten versorgt werden, was wiederum die Grundlage dafür schafft, den Humus in den Böden Stück für Stück weiter aufzubauen. 

Erste Analysen von nach regenerativen Prinzipien erzeugten Lebensmitteln zeigten im Schnitt bereits eine höhere Nährstoffdichte im direkten Vergleich zu konventionell oder biologisch angebauten Feldfrüchten [8].

Auch wenn die Umsetzung regenerativer Prinzipien in der Landwirtschaft flächenmäßig noch recht klein ist, zeigt sie doch ein gewaltiges Potential, die globale Bodendegradation zu erkennen, zu stoppen bzw. umzukehren und gesündere Lebensmittel mit einer höheren Dichte an Mikronährstoffen zu produzieren.

Die Nährstoffbilanz geht nicht auf

Der größte Nährstoffeintrag in der heutigen Landwirtschaft kommt überwiegend aus Kunstdünger, der meist nur die drei Elemente Stickstoff, Phosphor und Kalium (NPK-Dünger) enthält.

Mit jeder Ernte wird dem Boden aber eine Vielzahl von Elementen entzogen, die sich ebenfalls in der pflanzlichen Biomasse befinden. Auf lange Sicht ergibt sich dadurch ein Ungleichgewicht, da dem Boden viele Elemente entzogen werden, die nicht mehr zurückgeführt werden. 

Für Pflanzen sind Stickstoff, Phosphor und Kalium lebensnotwendig. Darüber hinaus brauchen sie aber auch zwingend die Makronährstoffe Calcium, Magnesium und Schwefel sowie die Spurenelemente Chlor, Eisen, Mangan, Zink, Bor, Kupfer, Molybdän und Nickel [9].

Eine gezielte Zufuhr von Mikronährstoffen zur Düngung sowie eine Aktivierung der Bodenbiologie sind zielgerichtete Lösungswege.

Die Selendüngung in Finnland

In weiten Teilen Mitteleuropas sind die Böden natürlicherweise arm an Selen, einem Spurenelement mit außerordentlicher Wichtigkeit für unsere Gesundheit. 

In Finnland wurde daher 1984 per Gesetz entschlossen, dass jedem Kunstdünger Selen zugesetzt werden muss, um so den Selengehalt der finnischen Lebensmittel zu
erhöhen. Das hat auch bestens funktioniert: bis heute produzieren die Finnen das selenreichste Getreide in ganz Europa.

Die Selenaufnahme der Finnen hat sich im Schnitt verdreifacht, die Selenplasmaspiegel haben sich in etwa verdoppelt und liegen dadurch viel näher am Optimum [10]. 

Tatsächlich konnte auch ein Rückgang von Herzkreislauferkrankungen beobachtet werden, was auch die ursprüngliche Motivation der ganzen Idee war. Trotz der guten Erfolge über fast 40 Jahre bleibt Finnland das einzige Land in der EU mit gesetzlich vorgeschriebener Selendüngung. Interessanterweise ist dagegen die Selendüngung in der EU-Biolandwirtschaft gänzlich untersagt, sogar in Finnland.

Die Tiere aber, egal ob konventionell, bio, finnisch oder nicht, bekommen alle Futter mit zugesetztem Selen. Tiere mit Selenmangel sind krankheitsanfällig und damit kaum vermarktbar. Wie das mit dem Menschen ist, steht auf einem anderen Blatt.

Lithium und die psychische Gesundheit

Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Konzentration an Lithium im Trinkwasser und dem Auftreten von Gewaltverbrechen in der Bevölkerung.

Was zunächst in einer Studie aus Texas beobachtet wurde [11], konnte in den letzten Jahrzehnten immer wieder in unterschiedlichen Teilen der Welt bestätigt werden: je weniger Lithium im Trinkwasser ist, desto mehr Morde, Suizide und Vergewaltigungen gibt es [12]. 

Auch konnte in einer Versuchsstudie gezeigt werden, dass sich bereits winzige Mengen von nur 0,4 mg täglich verabreichtem Lithium positiv auf die Stimmung und Energielevel der Probanden auswirkte. Diese Effekte können für einige Menschen lebensverändernd sein [13]. Lithium stimuliert die Produktion von Stammzellen im Gehirn, fördert die Regeneration von Nervenzellen, baut Neurotoxine ab und wird für den Transport und die Funktion von Vitamin B9 und B12 benötigt. 

Für die Funktion und den Erhalt unserer Gehirnfunktion scheint es daher äußerst wichtig zu sein [14]. Dennoch wird es offiziell als nicht-essentiell eingestuft. 

Psychische Gesundheit hat einfach noch nicht den Stellenwert, den sie verdient.

Der Nährstoffkreislauf im Großen und Ganzen

Kreislauf Mensch Natur Mineralien
Einfacher Nährstoffkreislauf im Überblick.

Spültoiletten und Kläranlagen sind insofern gute Erfindungen, da sie ganz entscheidend zur Krankheitsprävention beitragen. Dennoch sind sie völlig unzureichend im Hinblick auf die Nährstoffrückgewinnung aus unseren Ausscheidungen. 

Unser Abwasser wird größtenteils in zwei Fraktionen unterteilt: der Klärschlamm, der meist getrocknet und verbrannt wird, wobei die Asche auf Deponien entsorgt wird und der flüssige Anteil, der auf „Einleiterqualität“ aufgereinigt wird, um dann in den nächsten Fluss geleitet zu werden. 

Die landwirtschaftliche Nutzung von Abwasser ist problematisch, da unsere Ausscheidungen mit Industrieabwässern vermischt werden und damit stark kontaminiert sein können.

Insgesamt sammeln wir also Nährstoffe aus den Böden durch Pflanzen und Tiere ein, die auf unseren Tellern landen und von dort aus befördern wir sie auf Deponien sowie ins Meer. 

Das wirkt wenig durchdacht und sollte dringend in ein kreislauffähiges Konzept überführt werden.

Was tun?

Wie geht man mit all‘ diesen Problemen um? Tatsächlich sind die Lösungen dafür längst da.

Im Grunde fehlt es am Bewusstsein für die wirklich wichtigen Probleme
unserer Zeit. Jedes Mal, wenn wir die Spültaste betätigen, tragen wir zum Auslaugen der Böden und der Verschmutzung der Ozeane bei. Das erkennen nun immer mehr Menschen.

Dabei ist nicht der Mensch an sich das Problem, sondern die nicht zu Ende
gedachten Systeme, mit denen er sich am Leben hält. Aufklärungsarbeit ist hier dringend nötig. Seit Jahrzehnten gibt es gut erprobte Ökosanitärsysteme, die sich immer mehr Interesse erfreuen

Die regenerative Landwirtschaft liefert überaus überzeugende Ansätze, die bereits mit großem Erfolg praktiziert werden und von immer mehr Landwirten angewandt wird. 

Unsere Gesundheit steht in direkter Verbindung mit der Gesundheit der Böden. Was der Pflanze fehlt, wird auch uns fehlen. Ein umfassendes Umdenken in der Land- und
Abwasserwirtschaft ist dringend notwendig, um das System Mensch-Natur wieder in die Gesundung zu führen.

Wer mehr über die Mineralienwende erfahren möchte, kann dies über das im Oktober 2023 erschienene Buch tun: „Die Mineralienwende – Wie Mineralien uns und die Welt retten“:

Auf 188 Seiten wird mit Hilfe von über 270 wissenschaftlichen Quellen die Wichtigkeit der Mineralien und Spurenelemente für die Gesundheit von uns Menschen, sowie auch den Pflanzen dargelegt, auf leicht verständliche Art und Weise.

Quellenangaben

[1] Xiao-E Yang, Wen-Rong Chen, and Ying Feng. Improving human micronutrient
nutrition through biofortification in the soil-plant system: China as a case study.
Environmental geochemistry and health, 29(5):413-428, 2007.

[2] Philip J. White and Martin R. Broadley. Biofortifying crops with essential mineral
elements. Trends in plant science, 10 (12):586- 593, 2005.

[3] S. B. Eaton and M. J. Konner. Paleolithic nutrition revisited: A twelve-year retrospective on its nature and implications. European Journal of Clinical Nutrition, 51:207-216, 1997.

[4] Yang, Quanhe, et al. Sodium and potassium intake and mortality among US adults: prospective data from the Third National Health and Nutrition Examination
Survey. Archives of internal medicine 171.13 (2011): 1183-1191.

[5] McCance, R. A. and Widdowson, E. M. A study on the mineral depletion of the
foods available to us as a nation over the period 1940 to 1991. Summary of 1st to
5th Edition\ The Chemical Composition of Foods RSC/ MAFF, 2000.

[6] Alan D. Dangour, Sakhi K. Dodhia, Arabella Hayter, Elizabeth Allen, Karen Lock, and Ricardo Uauy. Nutritional quality of organic foods: a systematic review. The American Journal of Clinical Nutrition, 90(3):680{685, 2009.

[7] Millenium Ecosystem Assessment Panel 2005, Millenium Ecosystem
Assessment, World Resources Institute, Washington, DC.

[8] Montgomery, David R., et al. Soil health and nutrient density: preliminary
comparison of regenerative and conventional farming. PeerJ 10 (2022): e12848.

[9] Marschner, Horst. Marschner's mineral nutrition of higher plants. Academic press, 2011.

[10] Hossain, Akbar, et al. "Selenium biofortification: roles, mechanisms, responses and prospects." Molecules 26.4 (2021): 881.

[11] Schrauzer, Gerhard N., and Krishna P. Shrestha. "Lithium in drinking water and the incidences of crimes, suicides, and arrests related to drug addictions." Biological trace element research 25.2 (1990): 105-113.

[12] Memon, Anjum, et al. Association between naturally occurring lithium in
drinking water and suicide rates: systematic review and meta-analysis of ecological
studies. The British Journal of Psychiatry 217.6 (2020): 667-678.

[13] Schrauzer, Gerhard N., and Edmond de Vroey. Effects of nutritional lithium
supplementation on mood: a placebo-controlled study with former drug
users. Biological trace element research 40 (1994): 89-101.

[14] Marshall, Timothy M. Lithium as a nutrient. Journal of American Physicians
and Surgeons 20.4 (2015): 104-109.

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