Das Holistische Weidemanagement wurde von Allan Savory über Jahrzehnte entwickelt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit unter Landwirten, mit oder auch ohne (bisherige) Tierhaltung.
Es geht weit über die gewohnte Weidehaltung hinaus und dient nicht nur dem Tierwohl, sondern auch dem Aufbau der Böden. Der eigene Betrieb wird gestärkt. Im Mittelpunkt steht der Mensch und dessen Wohlbefinden.
Zusätzlich kann mit holistischem Weidemanagement nicht nur die Desertifikation (Wüstenbildung) verhindert werden, sondern auch wieder rückgängig machen.
Diese Form der Weidehaltung ist ein Perspektivwechsel. Anstatt sich gegen die Natur zu richten, wird die Natur in ihren Prozessen gefördert. Durch die Förderung der Ökosystemprozesse wird der Aufbau und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, der Ertrag und das Tierwohl adressiert und strebt in all diesen Bereichen die Verbesserung an. Der Boden wird immer fruchtbarer, das Bodenleben vielfältiger, die Pflanzen immer nährstoffreicher und resilienter und das Fleisch reicher an Nährstoffen und geschmackvoller.
Bei der Planung und dem regelmäßigen Zug der Herden über die Weiden wird darauf geachtet, dass nicht überweidet wird und keine zu langen Pausen gemacht werden. So kann in der Wachstumsperiode auch die Fruchtbarkeit und das Wachstum des Grases für die Nicht-Wachstumsperiode aufgebaut werden. Externer Zufluss von Heu als Futter kann so verringert werden.
Durch das Wechseln der Weiden für die Herde ist es wichtig, auf die richtige Wasserversorgung zu achten. Das Einziehen von Wasserleitungen, das Setzen von Brunnen und Tränken für alle Weiden ist erstmal ein zusätzlicher Aufwand, jedoch auch eine langfristige Arbeitserleichterung.
Gute Vorbereitung und Planung ist bei dieser Art der Beweidung wichtig. Die Erstellung des Weideplans soll erleichtern, sich auf die Veränderlichkeit der Natur einzustellen und auch den Raum dafür zu schaffen, flexibel agieren zu können und zur richtigen Zeit das richtige Tun zu können. Dafür bietet das ganzheitliche Management neben dem Weideplan auch die richtigen Werkzeuge – das ökologische Monitoring, Landplanung und Finanzplanung.
Um das holistische Management und holistische Weidemanagement noch besser zu verstehen, sind die 4 Schlüsseleinsichten hilfreich (aus dem E-Book 1: ganzheitliches Management vom Savory Institut)
1. Eine ganzheitliche Perspektive ist essentiell im Management – die Natur funktioniert im Ganzen
Allan Savory schreibt: „Die Welt ist nicht nur komplexer als wir verstehen, sie ist auch komplexer
als wir es je verstehen können. Seit Jahrhunderten hat der Mensch versucht, Land mit wenig
Erfolg zu bewirtschaften, weil Land an sich nicht zu managen ist. Das Land ist so eng mit der Kultur der Menschen und der Wirtschaft verbunden, dass alle drei Bereiche unteilbar verwaltet werden müssen, wie wir es tun, wenn wir ganzheitlich handeln.“2. Die Sprödigkeitsskala (Brittleness Scale) und wie sie die Reaktion des Landes auf Einflüsse beeinflusst
Alle Umgebungen auf dieser Welt reagieren anders auf verschiedene Einflüsse, das ist wichtig anzuerkennen. Eine Landschaft ruhen zu lassen kann an einigen Stellen zur Wiederherstellung führen, an anderen kann das jedoch zu Wüsten führen. Der Unterschied hängt davon ab, wie „spröde“ oder dürr die
Umwelt ist. Es ist nicht entscheidend den genauen Punkt herauszufinden, wo man sich auf der Sprödigkeitsskale bzw. Dürreskala befindet. Es ist nur wichtig zu wissen wo man ungefähr liegt, um sicherzustellen, dass das was man macht, um das Land zu verbessern, auch den gewünschten Erfolg hat.3. Die Räuber-Beute-Verbindung und die Landgesundheit in dürren Landschaften
Das Räuber-Beute-Verhältnis hielt in spröden Landschaften riesige Graslandbestände über Millionen von Jahren in bestem Zustand. Die Menschen zerstörten dieses Verhältnis, indem sie die Raubtiere entfernten und so verursachten, dass die Weidetiere ihr Verhalten änderten: Die Herden dehnten sich aus und verteilten sich. Sie hatten daher mit ihren Hufen nicht mehr den Einfluss auf den Boden und die Vegetation. Die Pflanzen wurden nicht mehr zertreten, der Boden nicht mehr aufgebrochen. Mit der Gesundheit des Landes ging es – teilweise recht schnell – bergab. Mit ganzheitlich geplanter Beweidung können wir unser Vieh so managen, dass das Verhalten nachgeahmt wird als seien Raubtiere da, um das Land wiederherzustellen.4. Zeit und nicht die Tieranzahl verursacht Überweiden und Zertrampeln
Es gibt immer noch die Überzeugung, dass Überweidung und Zertrampelung sowie die Zerstörung des Bodens durch zu viele Tiere verursacht werden, und praktisch alle Maßnahmen zur Landverbesserung noch die Reduzierung oder Entfernung von Tieren erfordern.Allan Savory fand jedoch zu viele Umstände, in denen dies nicht zutreffend zu sein schien oder keinen Sinn ergab.Warum befanden sich zum Beispiel einige der gesündesten und produktivsten Ländereien in den Gebieten, in denen Wildtierherden riesig waren?Warum kam es zu einer der schlimmsten Bodendegradation in geschützten Forschungsgebieten, in denen keine Herden vorhanden waren?Die Forschung des französischen Weidespezialisten Andre Voisin lieferte einen wichtigen Hinweis. Er hatte festgestellt, dass Überweidung wenig mit der Anzahl der Tiere zu tun hatte, sondern mit der Zeit, die die Pflanzen den Tieren ausgesetzt waren. Wenn die Tiere zu lange an einem Ort verblieben oder zu diesem zurückgekehrt sind, bevor sich die Pflanzen erholt haben, überweiden sie die Pflanzen.Savory erkannte, dass das gleiche für das Zertrampeln der Fall war. Die Einwirkung, die für die Gesundheit des Bodens eigentlich gut ist, wird zu einem Übel, wenn sie zu lange andauert.