Joel Salatin, Betreiber der Polyface Farm in Virginia, ist eine der bekanntesten Stimmen der regenerativen Landwirtschaft. Seine Methoden sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich. Im Gespräch mit Acres USA gibt er Einblicke in seine Praktiken und zeigt, wie nachhaltige Landwirtschaft ohne chemische Dünger und staatliche Subventionen funktionieren kann.
1. Die Grundlagen: Regenerative Landwirtschaft als System
Salatin sieht seine Farm als ein lebendiges System, das auf Harmonie mit der Natur setzt. Kern seiner Strategie sind:
Rotationsweidewirtschaft: Die Tiere werden ständig auf frische Weiden umgesetzt, um Bodenfruchtbarkeit und Graswachstum zu maximieren.
Humusaufbau durch Tiefenkompostierung: Durch den Einsatz von organischen Materialien wie Holzschnitzeln und Heu entsteht eine tiefgehende, fruchtbare Kompostschicht.
Integration von Tierhaltung und Pflanzenbau: Das Zusammenspiel verschiedener Tierarten sorgt für eine natürliche Düngung und minimiert Schädlinge.
2. Winterfütterung: Das „carbonatische Windel“-System
Ein besonderer Ansatz auf der Polyface Farm ist die Methode der Winterfütterung, bei der die Stallungen mit einer dicken Schicht aus Holzschnitzeln und Stroh ausgelegt werden. Dabei werden:
- Tiefbettställe angelegt, die das Tierverhalten nutzen, um organisches Material zu verdichten und Nährstoffe zu binden.
- Getreide zur Fermentierung in den Boden eingearbeitet, das später von Schweinen durchwühlt und zu hochwertigem Kompost wird.
- CO₂-Emissionen reduziert, da der organische Abbau unter kontrollierten Bedingungen erfolgt und nicht unkontrolliert in die Atmosphäre entweicht.
3. Stockpile Grazing: Wie Gräser optimal genutzt werden
Salatin verfolgt eine gezielte Strategie zur Futterreserve in den Wintermonaten:
- Ab Anfang August werden bestimmte Weideflächen nicht mehr beweidet, um Grasreserven für den Winter zu schaffen.
- Statt mehrfacher Beweidung setzt er auf einmalige, dichte Beweidung, um eine optimale Nährstoffaufnahme durch die Tiere zu gewährleisten.
- Artenreiche Weiden mit Fescue-Gras und Klee sorgen für ein langanhaltendes, widerstandsfähiges Weideangebot.
4. Direktvermarktung: Der Schlüssel zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit
Ein wichtiger Erfolgsfaktor der Polyface Farm ist das Direktmarketing:
- Salatin begann mit Vorträgen in lokalen Wirtschaftsclubs, um Kunden zu gewinnen.
- Er baute ein System auf, bei dem Kunden regelmäßig vorbestellen und direkt ab Hof kaufen.
- Heute versendet die Polyface Farm ihre Produkte landesweit durch optimierte Logistikprozesse.
5. Widerstand gegen das konventionelle System
Salatin setzt sich aktiv gegen industrielle Landwirtschaftsmodelle ein und fordert:
- Eine Abkehr von chemischen Düngern und staatlichen Subventionen.
- Lokale, resiliente Lebensmittelsysteme, die unabhängig von globalen Lieferketten funktionieren.
- Mehr Bewusstsein für die regenerativen Möglichkeiten der Landwirtschaft.
Fazit: Ein Modell für die Zukunft der Landwirtschaft
Die Methoden von Joel Salatin sind ein Paradebeispiel für nachhaltige Landwirtschaft, die ohne Subventionen wirtschaftlich tragfähig ist. Sein Erfolg zeigt, dass regenerative Landwirtschaft nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch marktfähig ist. Für Soilify und die Landwirte in unserer Community bietet sein Ansatz wertvolle Inspiration, um eigene Wege aus der Abhängigkeit von Agrarsubventionen zu finden und fruchtbare Böden für kommende Generationen zu schaffen.
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