Direktsaat, Viehzucht und wirtschaftliche Freiheit: Alfred Fast über Landwirtschaft in Paraguay

Ohne Subventionen, mit innovativen Methoden: In Paraguay haben Landwirte die Direktsaat perfektioniert und Viehzucht mit Ackerbau integriert – und das mit beeindruckendem Erfolg. Alfred Fast zeigt in seinem Vortrag, wie nachhaltige Landwirtschaft funktioniert und warum Bodenschutz und wirtschaftliche Freiheit Hand in Hand gehen.

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In einem eindrucksvollen Vortrag beim GKB-Jahreskongress 2025 gibt Alfred Fast Einblicke in die landwirtschaftliche Entwicklung Paraguays, die Bedeutung der Direktsaat und die erfolgreiche Integration von Ackerbau und Viehzucht. Seine Erfahrungen zeigen, wie Landwirte mit innovativen Methoden Bodenerosion bekämpfen, Erträge steigern und gleichzeitig wirtschaftliche Resilienz aufbauen – und das ganz ohne staatliche Subventionen.

Paraguay: Ein Landwirtschaftsstandort ohne Subventionen

Paraguay ist ein agrarisch geprägtes Land, in dem 47 % der Wertschöpfung auf die Landwirtschaft entfallen. Dabei verzichtet der Staat vollständig auf Subventionen – Landwirte müssen eigenständig wirtschaftlich überleben. Dennoch hat sich das Land wirtschaftlich stark entwickelt: Durch steuerliche Reformen, darunter eine Senkung der Einkommenssteuer von 30 % auf 10 %, konnte Paraguay seine Wirtschaft innerhalb von 20 Jahren um 600 % wachsen lassen. Während Argentinien in der gleichen Zeit in die wirtschaftliche Krise abrutschte, reduzierte Paraguay seine Armutsrate um über die Hälfte.

Die Landwirtschaft ist dabei der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung: Paraguay ist der zehntgrößte Rindfleisch-Exporteur der Welt und produziert weit mehr Lebensmittel als für den eigenen Bedarf nötig. Die Produktion erfolgt größtenteils über Genossenschaften, die landwirtschaftliche Betriebe in Finanzierung, Verarbeitung und Vertrieb unterstützen.

Die Herausforderungen der Bodenerosion: Von der Krise zur Direktsaat

Paraguays Böden sind je nach Region sehr unterschiedlich – von sandigen, erosionsanfälligen Böden bis hin zu Schwemmlandflächen. In den 1980er Jahren führte intensive Bodenbearbeitung auf den sandigen Böden zu massiver Erosion: Durch Starkregen gingen jährlich bis zu 20 Tonnen fruchtbarer Boden pro Hektar verloren. Ganze Flächen wurden unbewirtschaftbar, und viele Landwirte standen kurz davor aufzugeben.

Die Rettung kam durch eine Technologie, die damals in Brasilien entwickelt wurde: die Direktsaat. Diese Methode verzichtet auf das Pflügen, schützt den Boden durch eine dauerhafte Bodenbedeckung und verhindert so den Abtrag fruchtbarer Erde. Ab den 1980er Jahren begann eine Gruppe innovativer Landwirte – gegen den Widerstand der Politik und etablierter Agrarberater – mit Direktsaat-Experimenten. Die ersten Versuche zeigten schnell, dass diese Methode sowohl den Ertrag stabilisierte als auch die Erosion stoppte.

Heute werden in Paraguay über 90 % der landwirtschaftlichen Flächen mit Direktsaat bewirtschaftet – eine weltweite Spitzenleistung. Die Durchschnittserträge von Soja haben sich von 1.500 kg/ha auf 2.500-3.000 kg/ha erhöht, während die Böden langfristig fruchtbarer wurden.

Integration von Viehzucht und Ackerbau: Eine nachhaltige Lösung für degradierte Flächen

Neben der Einführung der Direktsaat stand Paraguay vor einer weiteren Herausforderung: die zunehmende Degradierung von Weideflächen. Durch intensive Beweidung und fehlende Regenerationsphasen verschlechterte sich die Grasqualität, was wiederum die Fleischproduktion beeinträchtigte. Die Lösung fand sich in einem integrativen System, das Viehzucht und Ackerbau miteinander verbindet.


Statt Ackerbau und Viehzucht strikt zu trennen, werden die Flächen nun rotierend genutzt:

Phase 1: Auf degradierten Weideflächen wird Soja angebaut.

Phase 2: Nach der Ernte wird Mais ausgesät – oft zusammen mit Weidegräsern wie Brachiaria.

Phase 3: Nach dem Maisanbau bleibt das Gras stehen, und die Fläche wird für mehrere Jahre als Weide genutzt.

Phase 4: Nach zwei bis drei Jahren wird die obere Bodenschicht mechanisch gelockert, und die Fläche geht wieder in den Ackerbau über.

Dieses System verbessert die Bodenstruktur, erhöht die organische Substanz im Boden und stabilisiert die landwirtschaftlichen Erträge. Gleichzeitig ermöglicht es eine hohe Flexibilität: Wenn Marktpreise für Getreide ungünstig sind, kann die Ernte direkt in Fleisch umgewandelt werden.

Wirtschaftliche Stabilität durch nachhaltige Landwirtschaft

Das Modell der paraguayischen Landwirtschaft zeigt eindrucksvoll, wie regenerative Methoden und unternehmerische Freiheit Hand in Hand gehen können. Ohne staatliche Eingriffe haben Landwirte innovative Lösungen gefunden, um ihre Böden zu schützen und ihre Produktivität langfristig zu steigern.

Alfred Fast betont, dass ein zentraler Erfolgsfaktor der Austausch zwischen Landwirten ist. Durch Reisen, internationale Netzwerke und den Blick über den eigenen Betrieb hinaus konnten paraguayische Bauern viele Fehler vermeiden, die in anderen Ländern bereits gemacht wurden.

Sein Fazit: Landwirtschaft muss sich ständig weiterentwickeln, um wirtschaftlich erfolgreich und ökologisch nachhaltig zu bleiben. Der Schlüssel liegt in Wissen, Offenheit für neue Technologien und einer starken Gemeinschaft von Landwirten, die sich gegenseitig unterstützen.

Das Video zeigt eindrucksvoll, wie Landwirtschaft ohne Subventionen und mit den richtigen Methoden nicht nur funktionieren, sondern florieren kann. Ein Vorbild auch für Europa?

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