Warum die neue GKB-Studie zur Konservierenden Landwirtschaft ein Meilenstein ist
Wir schreiben das Jahr 2025. Während Europa jedes Jahr über eine Milliarde Tonnen fruchtbaren Boden durch Erosion verliert, steht eine andere Zahl plötzlich wie ein Fels in der Brandung: 16 %. So viel höher ist der Deckungsbeitrag pro Hektar im Schnitt bei Landwirten, die auf Konservierende Landwirtschaft (CA – Conservation Agriculture) umgestellt haben. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie von NABU, GKB und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Und das ist nur der Anfang.
Eine Landwirtschaft, die Böden aufbaut – nicht zerstört
Die Studie ist ein Paukenschlag. Auf 90 Seiten liefert sie empirische Beweise für das, was regenerative Pioniere weltweit schon lange sagen: Wer dem Boden Ruhe gönnt, ihn lebendig hält und Vielfalt wachsen lässt, wird mit gesunden Erträgen, vitalen Böden und sinkenden Kosten belohnt.
Analysiert wurden 17 Praxisbetriebe, die seit mindestens drei Jahren vollständig im CA-System wirtschaften. Die Ergebnisse sind beeindruckend:
- Bis zu 75 % weniger Dieselverbrauch
- 52 % geringere Toxizität durch Pflanzenschutzmittel
- 15 % weniger Stickstoffeinsatz
- 3,8-mal mehr Regenwürmer als in konventionellen Böden
- Signifikant höhere mikrobielle Aktivität und funktionale Biodiversität
- Stabilere bis höhere Erträge, v. a. bei Mais und Weizen
Und das bei gleichzeitig geringerem Arbeitsaufwand. Statt drei bis vier Überfahrten genügt oft eine – dank Direktsaat und bodenschonender Technik.
Konservierende Landwirtschaft: Mehr als nur Direktsaat
Die Studie räumt auch mit verbreiteten Missverständnissen auf: Konservierende Landwirtschaft ist mehr als ein technisches Verfahren – sie ist ein Paradigmenwechsel. Im Zentrum stehen drei Prinzipien:
1. Minimale Bodenstörung: Kein Pflug, keine Fräse – sondern möglichst ungestörter Boden.
2. Dauerhafte Bodenbedeckung: Zwischenfrüchte, Mulch, lebende Wurzeln – zu jeder Jahreszeit.
3. Vielfältige Fruchtfolgen: Weg vom Monokultur-Dogma, hin zu einer dynamischen Fruchtfolgegestaltung mit Leguminosen, Kräutern, Getreiden.
Die Ergebnisse zeigen, dass diese Prinzipien echte Synergien erzeugen. Statt Symptombekämpfung mit Chemie sorgt das System selbst für Resilienz: gegen Trockenheit, Schädlinge, Erosion und Ertragsausfälle.
Ein Weckruf an Politik und Praxis
Die Autoren formulieren klare Handlungsempfehlungen: Förderprogramme müssen nicht auf Labels oder Formalien setzen, sondern auf echte Ergebnisse. Eine bodenbasierte, ergebnisorientierte Agrarpolitik könnte Landwirte endlich dafür entlohnen, dass sie echte ökologische Leistungen erbringen – statt nur Flächen zu besitzen.
Die Studie schlägt vor:
- Honorierung messbarer Bodenleistungen, z. B. durch Fernerkundung (NPP, Bodenbedeckung)
- Unterstützung für CA-spezifische Technik, z. B. Direktsaatmaschinen
- Förderung artenreicher Zwischenfrüchte und Untersaaten
CA funktioniert – aber es braucht Rückenwind aus der Politik, damit mehr Betriebe den Sprung wagen.
Und was ist mit regenerativer Landwirtschaft?
Ein besonders erfreulicher Aspekt der Studie: Sie grenzt sich nicht ab, sondern öffnet den Horizont. CA wird hier als Teil der regenerativen Landwirtschaft verstanden – als strukturierter Einstieg, der sich mit Tierhaltung, Agroforst und umfassender Ökosystemregeneration verbinden lässt. Damit bietet die Studie auch eine Brücke zwischen konventionellen Betrieben und jenen, die sich auf den Weg hin zu einem wirklich regenerativen System machen wollen.
Unser Fazit: Diese Studie gehört in jede landwirtschaftliche Schule – und auf jeden Hof
Die GKB hat mit dieser Veröffentlichung nicht nur ihre Rolle als Impulsgeberin für zukunftsfähige Landwirtschaft gestärkt – sie hat vor allem eines getan: Sie hat Fakten geliefert. Und diese sprechen eine klare Sprache.
Bodenbearbeitung ist keine Nebensache. Sie entscheidet über Leben oder Tod unserer Böden – und damit unserer Ernährungssouveränität.
Konservierende Landwirtschaft ist kein Kompromiss. Sie ist ein Schlüssel.
Jetzt liegt es an uns – Landwirten, Beratern, Konsumenten und politischen Entscheidern –, diesen Schlüssel zu drehen.
👉 Die komplette Studie gibt’s hier zum Download:
www.gkb-ev.de/studie
📄 PDF zum Download
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