Ein neues Kapitel in der Klimawissenschaft stellt die Weichen neu: Im Springer-Buch Climate Science Concepts Born in Hamburg beschreibt der Klimaforscher Martin Heimann, wie Böden und Pflanzen als aktive Bestandteile des globalen Kohlenstoffkreislaufs wirken – und welche Rolle Landnutzung dabei spielt.
Die Botschaft ist eindeutig: Wer über Klimastabilität spricht, darf den Boden nicht vergessen. Denn gerade in der Art und Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben, entscheidet sich, ob Kohlenstoff langfristig gebunden oder freigesetzt wird. Für Soilify ist das nicht nur eine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern ein klarer Handlungsauftrag.
Was ist der Kohlenstoffkreislauf – und warum ist er so zentral für das Klima?
Der Kohlenstoffkreislauf beschreibt die Bewegung von Kohlenstoff zwischen Atmosphäre, Biosphäre, Böden, Ozeanen und Gesteinen. Im Zentrum steht dabei die Frage: Bleibt Kohlenstoff im Boden gebunden oder gelangt er als CO₂ in die Atmosphäre?
Die Klimaforschung zeigt: Ein intakter Kohlenstoffkreislauf ist entscheidend für ein stabiles Klima. Böden spielen dabei eine Schlüsselrolle – aber nur, wenn sie lebendig, humusreich und gut durchwurzelt sind.
Was sagt die Wissenschaft konkret?
Im Kapitel „The Carbon Cycle in the Climate System“ legt Martin Heimann dar:
- Böden und Pflanzen sind dynamische Systeme, keine statischen CO₂-Speicher.
- Die Fähigkeit eines Bodens, Kohlenstoff zu binden, hängt von biologischen, mikrobiellen und hydrologischen Prozessen ab – und somit von der Art der Bewirtschaftung.
- Landnutzung beeinflusst den Kohlenstoffhaushalt direkt: durch Erosion, Verdichtung, Fruchtfolgen, Humusaufbau oder -abbau.
- Moderne Klimamodelle müssen biogeochemische Prozesse im Boden einbeziehen – andernfalls sind ihre Prognosen unvollständig.
Regenerative Landwirtschaft stabilisiert Kreisläufe
Regenerative Landwirtschaft stellt den Kohlenstoffkreislauf wieder her – nicht über technische Lösungen, sondern durch biologische Intelligenz.
Zu den wirksamsten Methoden gehören:
- Dauerbegrünung und tiefe Durchwurzelung
- Holistisches Weidemanagement
- Kompostwirtschaft und Mulchsysteme
- Förderung des Bodenlebens und der mikrobakteriellen Vielfalt
- Erosionsschutz und Wasserrückhalt
Das Ziel ist nicht die „Speicherung“ von CO₂ – sondern die Wiederherstellung lebendiger Kreisläufe, in denen Kohlenstoff zirkuliert und sich in stabile organische Substanz umwandelt.
Von der CO₂-Reduktion zur Kreislaufgesundheit
Das Verständnis des Kohlenstoffkreislaufs zeigt: Klimapolitik, die nur auf Emissionsminderung setzt, greift zu kurz. Was wir brauchen, ist Kreislaufgesundheit – und die beginnt im Boden.
Bodenaufbau ist nicht nur Klimaschutz, sondern auch:
- Wasserschutz
- Biodiversitätsschutz
- Ernährungssicherheit
- Resilienz gegen Dürre und Starkregen
Fazit: Boden ist mehr als Fläche – er ist das Herzstück unserer Zukunft
Das Kapitel im Springer-Buch liefert eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für das, was regenerative Landwirtschaft seit Jahren praktiziert. Es macht deutlich, dass gesunde Böden zentrale Akteure im Klimasystem sind – und dass ihre Regeneration eine der effektivsten Klimastrategien ist, die uns zur Verfügung stehen.
Soilify vernetzt Landwirte, Forscher und Praktiker in ganz Europa, die genau daran arbeiten: funktionierende Kohlenstoffkreisläufe wiederherzustellen – mit lebendigen Böden, regionalen Strukturen und regenerativen Methoden.
Quellen & weiterführende Informationen:
Heimann, M. (2025): The Carbon Cycle in the Climate System. In: Climate Science Concepts Born in Hamburg, Springer.
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