Eine neue Studie des Thünen-Instituts sorgt für Unruhe. Sie behauptet: Regenerative Landwirtschaft bringt wenig für den Klimaschutz und ist wirtschaftlich fragwürdig.
Viele Landwirte fragen sich nun:
👉 „Lohnt sich die Umstellung überhaupt?“
👉 „Sind die Versprechen von Humusaufbau und besseren Erträgen übertrieben?“
👉 „Soll ich lieber beim Bewährten bleiben?“
Wir haben uns die Studie genau angeschaut – und kommen zu einem klaren Fazit: Sie geht komplett am Kern der Landwirtschaft vorbei!
Lass uns anschauen, was wirklich zählt.
Was kritisiert die Thünen-Studie?
Die Autoren stellen vor allem zwei Behauptungen auf:
1️⃣ „Regenerative Landwirtschaft speichert nicht genug CO₂ im Boden.“
2️⃣ „Die Wirtschaftlichkeit ist nicht gesichert.“
Sie argumentieren, dass Methoden wie No-Till und Zwischenfrüchte kaum zur CO₂-Speicherung beitragen und dass regenerative Betriebe langfristig finanziell nicht besser dastehen.
Und was schlagen sie stattdessen vor?
➡️ Weniger Fokus auf Bodenaufbau, stattdessen optimierte Stickstoffnutzung.
➡️ Präzisionslandwirtschaft als Lösung für Emissionsminderung.
Klingt erstmal sachlich, aber: Sie übersehen das Wesentliche.
Warum die Studie am Thema vorbeigeht
Die Thünen-Studie bewertet regenerative Landwirtschaft fast ausschließlich nach Klimaschutz-Kriterien. Aber wir alle wissen: Es geht nicht nur um CO₂!
✔ Bodengesundheit & Ertragssicherheit
Jedes Jahr gehen in Europa über 1 Milliarde Tonnen Boden durch Erosion verloren. Regenerative Landwirtschaft schützt die wichtigste Ressource: unseren fruchtbaren Boden.
✔ Wasserspeicherung & Dürreschutz
Mit Humusaufbau steigt die Wasserhaltefähigkeit der Böden drastisch. Während konventionelle Felder im Sommer vertrocknen, bleibt Wasser in humusreichen Böden länger verfügbar.
✔ Geringere Betriebskosten & mehr Unabhängigkeit
Regenerative Betriebe sparen auf Dauer massiv bei Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln – nicht nur, weil sie weniger brauchen, sondern weil gesunde Böden Nährstoffe besser verwerten.
✔ Bessere Erträge in schlechten Jahren
Studien zeigen: In trockenen Jahren sind regenerative Felder deutlich ertragsstabiler als konventionelle Monokulturen.
🌱 Kurz gesagt:
Die Thünen-Studie stellt die falschen Fragen. Sie bewertet Landwirtschaft als CO₂-Buchhaltung, statt zu fragen: „Wie sichern wir langfristig fruchtbare Böden, stabile Erträge und wirtschaftlichen Erfolg für Landwirte?“
Die BCG-NABU-Studie zeigt das wahre Potenzial
Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Boston Consulting Group (BCG) & NABU kommt zu ganz anderen Ergebnissen.
🔍 Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
✔ Bis zu 60 % höhere Gewinne für regenerative Betriebe durch geringere Betriebskosten.
✔ Ertragsstabilität auch in Dürrejahren – dank besserer Bodenstruktur und Humusaufbau.
✔ Weniger Stickstoffverluste & bessere Nährstoffverwertung durch lebendige Böden.
✔ Klarer wirtschaftlicher Vorteil für Betriebe, die regenerativ wirtschaften – langfristig nachhaltiger und profitabler.
Diese Studie zeigt das wahre Potenzial der regenerativen Landwirtschaft: Ein Gewinn für Böden, Betriebe und die Gesellschaft.
Warum wird das Thema so verzerrt dargestellt?
Die große Frage ist: Warum kommt das Thünen-Institut zu so anderen Ergebnissen als Praxisberichte und Studien aus aller Welt?
🚜 Mögliche Gründe:
❌ Falsche Bewertungsmaßstäbe: CO₂-Speicherung ist nicht das einzige Ziel regenerativer Landwirtschaft.
❌ Kurzfristige Betrachtung: Viele Vorteile wie höhere Erträge zeigen sich erst nach einigen Jahren.
❌ Interessen von Agrarchemie & Big Ag? Die Ergebnisse stützen genau jene Bereiche, die von konventioneller Landwirtschaft profitieren – große Agrarkonzerne, Chemie-Industrie und Maschinenhersteller.
Es liegt nahe, dass hier nicht nur wissenschaftliche, sondern auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen.
Fazit: Lasst euch nicht verunsichern!
💡 Die richtige Frage ist nicht: „Speichert regenerative Landwirtschaft genug CO₂?“
💡 Sondern: „Wie können wir unsere Böden erhalten, damit wir auch in 50 Jahren noch wirtschaftlich erfolgreich sein können?“
Die Antwort ist klar:
✅ Regenerative Landwirtschaft verbessert Böden nachhaltig.
✅ Sie reduziert Kosten für Dünger & Pflanzenschutzmittel.
✅ Sie sorgt für stabile Erträge – selbst in extremen Jahren.
✅ Sie macht Betriebe unabhängiger von teuren Betriebsmitteln & Subventionen.
👉 Lasst euch nicht von Studien beirren, die die falschen Fragen stellen!
👉 Werft einen Blick auf die Praxis, die Erfolge echter Landwirte – und entscheidet selbst.
Wir bei Soilify stehen für echte Lösungen, nicht für CO₂-Rechnerei.
Für gesunde Böden, wirtschaftlich starke Betriebe und eine nachhaltige Zukunft.
Hast du Fragen? Diskutiere mit uns!
Claire
13. März 2025 at 10:45Hi Timo!
Danke für Deinen Beitrag! Ich freue mich sehr über die Zusammenstellung von Informationen, da ich für meine Masterarbeit einen Feldversuch zu Komposttee mit einem regenerativ wirtschaftenden Landwirt abwickle. Dein Artikel wird mir helfen, die Thematik in meiner Thesis vollständig zu beleuchten.
Ich habe Fragen zum Artikel (Die zwei Studien habe ich noch nicht gelesen):
Die Thünen-Studie kommt zum Ergebnis, dass nicht genug CO2 gespeichert wird. CO2 steckt im Humus, also misst die Studie einen geringen Wert der regenerativen Landwirtschaft für den Humusaufbau. Siehst Du bei ihren Messungen und/oder Berechnungen Fehler?
Kannst Du mir Studien empfehlen, die den Wert der regenerativen Landwirtschaft zeigen? Oben erwähntest Du Studien, die Ertragsstabilität in schlechten Jahren zeigen.
Ich danke Dir herzlich und sende liebe Grüße
Claire
Timo Schlichenmaier
18. März 2025 at 16:52Liebe Claire,
vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich sehr, dass du dich in deiner Masterarbeit mit Komposttee und regenerativer Landwirtschaft beschäftigst. Das ist ein unglaublich spannendes Feld, und ich bin mir sicher, dass deine Arbeit wertvolle Erkenntnisse liefern wird.
1️⃣ Zur CO₂-Speicherung und den Messmethoden der Thünen-Studie
Ja, du hast es genau richtig erfasst: CO₂ steckt im Humus, und Humusaufbau bedeutet langfristig Kohlenstoffspeicherung. Die Thünen-Studie kommt zu dem Schluss, dass regenerative Landwirtschaft „nicht genug“ CO₂ speichert – doch das liegt nicht an der Praxis selbst, sondern an den Messmethoden und dem Denkfehler hinter dieser Bewertung.
Warum sind diese Messungen problematisch?
🔹 Kohlenstoff ist ein Kreislauf, keine feste Speichergröße.
CO₂ wird nicht einfach „eingelagert“, sondern durch Pflanzen, Mikroorganismen und Bodenprozesse ständig umgewandelt. Ein lebendiger Boden baut organische Substanz auf und ab – es ist ein dynamischer Prozess, kein statischer Speicher wie ein Tresor.
🔹 Messungen sind hochgradig unzuverlässig.
Wie misst man Kohlenstoff im Boden? Meist werden nur die obersten 30 cm betrachtet, doch regenerative Methoden verbessern die gesamte Bodenstruktur – inklusive tieferer Schichten. Messungen über wenige Jahre übersehen oft, dass Humusaufbau ein langfristiger Prozess ist.
🔹 Die Fixierung auf CO₂ ist zu kurz gedacht.
Die wahre Stärke der regenerativen Landwirtschaft liegt nicht nur in der Kohlenstoffspeicherung, sondern in der Verbesserung des gesamten Kohlenstoffkreislaufs – also wie effizient Böden CO₂ aufnehmen, durch Pflanzenwachstum nutzen und in stabile organische Substanz umwandeln.
📌 Kurz gesagt:
Die Thünen-Studie geht von einer reduktionistischen Sichtweise aus und versucht, ein lebendiges, dynamisches System mit simplen CO₂-Messungen zu bewerten. Das ist, als würde man die Gesundheit eines Menschen nur anhand seines Körpergewichts beurteilen – es gibt wichtigere Parameter!
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2️⃣ Welche Studien zeigen den Wert der regenerativen Landwirtschaft?
Hier einige Empfehlungen, die deine Masterarbeit gut ergänzen könnten:
✅ BCG-NABU-Studie (2023):
Diese Studie zeigt wirtschaftliche Vorteile regenerativer Landwirtschaft und bestätigt, dass sie langfristig stabilere Erträge ermöglicht. Besonders spannend ist die Analyse der Profitabilität, die viele skeptische Argumente widerlegt.
✅ GKB-NABU-Studie (erscheint bald):
Wir berichten darüber, sobald sie veröffentlicht ist. Sie wird besonders für europäische Landwirte relevant sein, da sie regionale Bedingungen berücksichtigt.
✅ Meta-Analysen zur Ertragsstabilität:
• Machmüller et al. (2015): Zeigt, dass regenerative Methoden in Trockenperioden bessere Erträge liefern.
• Teague et al. (2016): Untersuchung zu Weidemanagement und Bodenfruchtbarkeit – bestätigt, dass durchdachtes Weidemanagement den Wasser- und Nährstoffkreislauf optimiert.
✅ Langfriststudien (Rodale Institute, DOK-Versuch):
• Das Rodale Institute betreibt seit über 40 Jahren Vergleichsstudien zwischen konventioneller und regenerativer Landwirtschaft. Ihre Ergebnisse zeigen, dass regenerativ bewirtschaftete Böden bessere Wasserhaltefähigkeit, stabile Erträge und eine höhere biologische Aktivität aufweisen.
• Der DOK-Versuch (Schweiz) ist eine der längsten Langzeitstudien zu biologischer und regenerativer Landwirtschaft in Europa und zeigt ebenfalls die Vorteile hinsichtlich Bodenleben und Erträgen.
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3️⃣ Fazit: Warum Kohlenstoffkreisläufe wichtiger sind als CO₂-Speicherung
Der größte Denkfehler in der aktuellen Diskussion ist die Fixierung auf CO₂ als Maßstab für Landwirtschaft.
Statt CO₂-Zahlen zu messen, müssen wir uns fragen:
• Wie bleibt der Boden langfristig fruchtbar?
• Wie sorgen wir für stabile Erträge – auch in extremen Jahren?
• Wie minimieren wir den Bedarf an externen Betriebsmitteln und machen Betriebe unabhängiger?
Regenerative Landwirtschaft funktioniert – das zeigen sowohl wissenschaftliche Langzeitstudien als auch die Praxis erfolgreicher Landwirte. Wer nur auf CO₂-Bilanzen schaut, bewertet das falsche Kriterium.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Masterarbeit – halte uns gerne auf dem Laufenden, das Thema Komposttee ist hochspannend! 😊
Liebe Grüße
Timo
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