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Holistisches Management – was ist das? Mit Viviane Theby

Ein Interview in praller Hitze auf den Weiden des Scheuerhofs. Ganzheitliches Management zum direkten erleben!

Viviane Theby und Karl Reißner haben sich 2017 mutig auf den Weg begeben, die Milchviehhaltung im Stall abzuschaffen und Schritt für Schritt eine Glanrinder-Weidehaltung aufzubauen. Inzwischen vermarkten sie erfolgreich das Fleisch der Rinder und bauen ihre Böden dabei auf. Die Ökosysteme regenerieren.

Das ganzheitliche Management nach Allan Savory bietet hier für den passenden Werkzeugkasten. Der Scheuerhof ist auch ein Ausbildungsbetrieb für das ganzheitliche Management, wo das ganzheitliche Weidemanagement ein Teil des Ganzen ist.

Erfahrt mehr über die Grundlagen und Herausforderungen der Praxis! Und freut euch auf wunderbare Momente mit den Rindern, die das Interview von Anfang bis Ende begleiteten.

Viel Spaß beim Schauen und Nachlesen.

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Folge 12 – Holistisches Management begreifen mit Viviane Theby

Hier bekommst Du einen Überblick über die gesamte Folge. Über die Zeitstempel kannst Du direkt zu dem jeweiligen Thema im Interview springen.

0:00 Vorspann
1:26 Vorteile des ganzheitlichen Weidemanagements
7:23
Brix-Wert des Gras, Nährstoffe für die Kühe
11:04
Fehlerquellen im ganzheitlichen Weideplanen
17:20
Vivianes Weg zum ganzheitlichen Management
21:00 Lohnt sich der Aufwand?
24:00 Die Ausbildungsmöglichkeiten
34:10 EOV – das Ecological Outcome Verification
39:08
Fleisch essen mit gutem Gewissen

Interview zum Nachlesen

Ganzheitliches Weidemanagement

In praller Hitze sitzen Viviane Theby, Anja Wagner und Aukse Schlichenmaier auf den Weiden des Scheuerhofs. 

Anja richtet die erste Frage direkt an Viviane: Was ist ganzheitliches Weidemanagement und was sind die Vorteile?

Viviane: Wir sehen die Weiden als Teil des Ganzen und natürlich auch den Betrieb als Teil des Ganzen. Und wir schauen, welche Auswirkungen die Maßnahmen, die wir ergreifen, auf das Ganze haben. Im Prinzip versuchen wir die Natur nachzuahmen. Zum Beispiel ziehen die Rinder über die Weide, so wie sie es in der Natur auch machen würden. Wir lassen sie nie ein paar Tage auf einem Stück Weide.

Und gerade jetzt in der Trockenheit sehen wir schön, dass wir durch die Werkzeuge des ganzheitlichen Managements entspannt bleiben können. Wir haben noch bis Ende August Weide zur Fütterung zur Verfügung. Und durch unsere bisherigen Erfahrungen aus den letzten drei Jahren haben wir es dieses Jahr noch besser hinbekommen, die Weiden gut für die Tiere zu nutzen. Und das gibt einfach ein gutes Gefühl, wenn man weiß es ist bis Ende des Monats Futter da – in dieser Trockenheit. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es bis dahin weiterhin nicht geregnet hat, ist natürlich gering. Und wenn das doch der Fall sein sollte, dann haben wir Plan B. Das ist auch das Schöne am ganzheitlichen Management. Wir lernen zu planen, wie wir durch die Trockenheit kommen können (und natürlich durch andere Wetterlagen auch). Und das ist einfach cool.

Die Herde bewegt sich auf die drei zu.

Anja: Du hast beschrieben, dass eure Herde sogar zweimal täglich wandert.

Viviane: Genau, die bekommen zweimal täglich ein neues Stück Weide. Wir sind hier auf einem Stück, das im Mai gemäht wurde. Da es so trocken ist, ist hier seitdem nichts nachgewachsen. Hier sehen wir kaum einen Unterschied zu der Weide, wo der Zaun gerade aufgemacht wurde und die Kühe herkommen. Trotzdem hatten die Kühe ein paar Tage Futter. Das Tolle ist, dass das Futter sehr gehaltvoll ist und die Kühe können satt werden.

Das zeigt auch die Komplexität des Ganzen. Viele Menschen sind es noch gewohnt, dass es ein Rezept geben muss. So musst du es machen – oder so. Es gibt das System der Kurzrasenweide, das System des Mob Grazing. Es gibt so viele Rezepte, wie man es machen soll. Beim ganzheitlichen Management ist es anders. Das oberste Gebot ist der Boden. Grüne Pflanzen sind wichtig und die gute Versorgung der Mikroorganismen.

Diese Fläche haben wir so gemanagt, dass es hätte passen müssen. Im Mai (wir sitzen hier im August) wurde sie gemäht und es wäre ohne die Trockenheit auch schön nachgewachsen und die Fläche wäre richtig schön grün gewesen, sobald die Kühe wieder auf die Weide kommen. Das kurz gemähte Gras hat jedoch unter der Trockenheit sehr gelitten.

Hätten wir das Gras lang gelassen und die Kühe es zertrampeln lassen – dann hätten wir uns das Prinzip des Mulchens uns zu Nutze gemacht. So kann der Boden darunter viel feuchter und kühler bleiben. Und Gras könnte durch die Schicht weiter durchwachsen.

Das ist hier schön zu sehen und zu erklären, welche Vorteile ein gemulchter Boden hat. Klar, dafür, dass es so trocken ist, sieht es auch hier noch relativ gut aus.

Die Herde bewegt sich weiter.

Anja freut sich, dass sie das Besprochene direkt erleben können und es so leichter begreifbar wird.

Viviane: Und sie sehen alle dick und rund aus! Die Herde hat die Trockenheit bisher sehr gut überstanden.

Bei Viviane Theby vom Permakultur Scheuerhof kann man eine Ausbildung im Holistic Management nach Allan Savory absolvieren.

Brix Wert und Fehlerquellen

Anja: Du hast die Tage den Brix Wert des Grases gemessen. Was ist der Brix Wert, was hast du gemessen und was war die Erkenntnis?

Viviane: Genau. Auffällig war, als wir den Zaun öffneten, dass sie nicht direkt gekommen sind. Normalerweise stehen sie am Zaun und warten bereits ungeduldig darauf, dass sie zu dem Futter auf der neuen Weide kommen können. Da fragte ich mich natürlich: Warum sind sie satt und warten? Ich habe mir dann ein paar Grashalme geholt und ein bisschen Wasser aus den trockenen Halmen herausgepresst und mit einem Refraktometer gemessen. Ein Refraktometer misst die Dichter einer Flüssigkeit und  lässt daher auch eine Aussage zum Nährstoffgehalt zu.

Der Brix Wert war 20. Klar, da es so trocken ist, ist das Verhältnis zu den Nährstoffen sehr gut verschoben. Jedoch: Als wir anfingen zu messen, hatten wir einen Brix Wert von 5 im Gras.

Das heißt, die Tiere sind nun auch von weniger Gras satt, da mehr Nährstoffe enthalten sind.

Wir arbeiten auch gerade mit dem sogenannten geschlossenen Weideplan. Es wächst nichts mehr nach, das heißt, wir müssen mit dem planen, was da ist. Wir haben auch bereits einige Tiere verkauft, um die Herde zu verkleinern. Das verbessert auch die Herde, so konnten wir noch ein paar von den ehemaligen Milchkühen verkaufen und haben ein besseres Verhältnis von den Glanrindern erreicht. Es kann auch ein Tier rausgenommen werden, dass eine schwere Geburt hatte. So verbessern wir auch die Qualität der Herde sprunghaft.

Das heißt, die Situation zeigt uns auch viele Vorteile!

Aukse: Was sind die häufigsten Fehler im ganzheitlichen Management?

Ein Fehler war, dass wir die Tiere das Gras zu kurz abweiden haben lassen. Gras ist ein Solarpanel und gibt die Energie an den Boden ab. Und ist das Gras eben zu kurz, passiert die Versorgung der Organismen im Boden eben nicht gut.

Der nächste große Fehler war, dass wir zu viel nach der Weide geschaut haben und nicht nach dem erstellten Plan. Der Plan wird am Anfang der Weidesaison erstellt und du packst alle Ideen rein und planst damit die Komplexität. 

Wie soll die Qualität des Fleisches sein? Was muss an den Flächen verändert werden? Wo haben wir Schatten, wo haben wir keinen Schatten? Wann wollen wir mal ein paar Tage wegfahren? Wann kommt der Bulle zur Herde?

Das und viel mehr wird alles in den Plan einbezogen. Und anfangs hatten wir zwar diesen Plan erstellt, ihn dann jedoch beiseite gelegt und einfach nach der Weide geschaut und nach Gefühl die Tiere weiterziehen lassen.

Dieses Jahr haben wir da viel besser darauf geachtet. Auf unserem Plan steht groß: ZEIT nicht GRAS. So dass wir uns wirklich an die Zeiten halten, an den Plan.

Ein weiterer großer Fehler ist, das ganzheitliche Management als System zu sehen und es beispielsweise mit Mob Grazing gleichzusetzen.

Mob Grazing ist ein Werkzeug von vielen, welches wir auch auf einer Weide zu einem bestimmten Zeitpunkt verwenden werden. Es bedeutet, möglichst viel Kilogramm Tier auf möglichst kleiner Fläche anzuwenden..

Die Natur macht immer etwas anderes. Das Wetter ändert sich ja auch ständig, die Natur macht nichts nach Rezept.

Wir dürfen es der Natur gleich tun und offen bleiben, immer wieder etwas zu verändern. Das ist wichtig, um in kein bestimmtes System zu verfallen. 

Aukse: Was passiert, wenn wir in ein bestimmtes System verfallen?

Viviane: Dann wird es irgendwann nicht mehr funktionieren, so funktioniert die Natur nicht. Stellen wir uns mal vor, wir hätten alle Flächen gemäht. Dann hätte unsere Herde nicht mehr ausreichend Futter. Die meisten fangen schon an, ihr Winterfutter zu verfüttern.

So können wir flexibel sein und total variabel reagieren und für alle Eventualitäten gerüstet sein. So können wir auch gut durch die Trockenheit kommen.

Das war das erste Kälbchen dieses Jahr.

Anja: Wie heißt es denn?

Viviane: Asta.

Da ist auch gerade der Bulle Günther, der Anfang August zur Herde kam. Dann kommen die Kälber im Mai und Juni zur Welt, dann ist dann auch die beste Zeit – so würde es die Natur machen. Da werden auch Rehkitze und Hirschkälber geboren.

Allan Savory als Inspiration

Anja: Wie kam es dazu, dass ihr euch zum ganzheitlichen Weidemanagement entschieden hattet?

Viviane: Ich habe 2016 den Ted Talk von Allan Savory gesehen. Und ich dachte mir: Wow, wenn das stimmt! Natürlich kann auch viel einfach erzählt werden, wenn der Tag lang ist. Ich dachte mir jedoch auch: Das klingt so fantastisch, das probiere ich aus.

Ich habe mir vom Savory Institut dann die E-Books geholt und angefangen umzusetzen.

Mein Mann, Karli, war am Anfang skeptisch und ich musste um die Flächen verhandeln, die ich benutzen durfte.

Und es war schon erstaunlich, bereits die ersten Veränderungen zu sehen. Auch das Feedback, was ich von den Kursteilnehmern bekomme, ist immer wieder, dass im ersten Jahr bereits deutliche Veränderungen zu sehen sind, auch wenn Fehler noch dabei sind.

Und das Schöne dabei: Alles was wir tun soll ökologische, soziale UND ökonomische Vorteile bringen. Und das bringt es auch.

Dennoch dachte ich mir: Das klingt noch nicht so wie im Buch. Und dann habe ich Sheila und Christopher Cook vom englischen Savory Hub für ein Seminar eingeladen, in Deutschland gab es damals noch keinen (inzwischen gibt es einen deutschen Savory Hub: Land Regeneration, von Leon Bucher geführt). Und das hat uns einen großen Schritt weitergebracht.

Und was mich auch noch beeindruckte, war die ganzheitliche Finanzplanung. Das ist eben ganz anders, als wir es bisher gelernt hatten. Und das anzuwenden gibt mir auch sehr viel Sicherheit.

Schauen wir uns unsere Betriebe an, sehen wir, dass sie sehr produktiv sind und beispielsweise Getreide und Vieh produzieren. Nur profitabel sind sie dabei nicht.

Und im ganzheitlichen Management geht es auch darum zu gucken, dass es den Betrieben auch finanziell gut geht. 

Das Soziale ist auch super wichtig. Was ist Lebensqualität für dich? Willst du mal 6 Wochen Urlaub machen? Fragen, die ich aus der Landwirtschaft so nicht kenne.

Und bei der Umsetzung des Ganzen merkst du, dass doch einiges möglich ist. Es geht einiges, wenn man wirklich will.

Und das Schöne dabei: Es soll alles ökologische, soziale UND ökonomische Vorteile bringen. Und das bringt es auch.

Viviane Theby treibt Rinder auf dem Scheuerhof

Zeit sparen mit ganzheitlichem Management

Anja: Hier sitzen wir wieder, schön umrundet von der Herde. Viviane, warum dieser ganze Aufwand mit dem ganzheitlichen Weidemanagement?

Viviane: Ich würde es gar nicht als Aufwand bezeichnen. Es spart sogar sehr viel Zeit. Klar, wir machen zwar einen ganzheitlichen Weideplan und einen Finanzplan und investieren Zeit. Das macht sich jedoch über die Zeit gut bezahlt, da all die komplexen Gedanken reinkommen, die man sich so macht. Und sobald es einmal fertig ist, ist es fertig. Und dann muss ich nicht mehr darüber nachdenken, ob es regnet oder nicht und oh Gott – wo tun wir die Tiere hin. Sondern ich kann ruhig schlafen, da ich weiß, ich habe einen Plan.

Auch mit dem Finanzplan habe ich mehr Sicherheit, den machen wir einmal im Jahr. Da stecken wir all unsere Ideen rein und können dann ruhig schlafen. Klar, wir gleichen auch immer wieder mit dem Plan ab, checken unser Konto ob wir unseren

Aukse: Was sind die Kriterien für das Erstellen des ganzheitlichen Finanzplans?

Viviane: Das ist ein zweitägiger Kurs, wo das erstellen des Plans gelernt werden kann.

Aukse: Warum ist es so wichtig, sich an den Plan zu halten?

Viviane: Da es ja einen Grund hat, dass wir ihn erstellten und jede Menge Aspekte bei der Erstellung beachtet wurden. Und wir wollen uns ja dahin entwickeln.

Aukse: Was für Ausbildungsmöglichkeiten gibt es?

Viviane: Das ganzheitliche Management ist sehr schön strukturiert und begleitet dich über Jahre. Der Grundkurs ist auch essentiell, das heißt, wer bereits Erfahrung mit der Rinderführung hat, sollte von Grund auf starten. Hier gibt es erst einmal eine Übersicht über die Arbeit, die Allan Savory und viele weitere Menschen über Jahrzehnte entwickelten.

Auf dieser Grundlage kann dann über die Jahre mit den Spezialgebieten aufgebaut werden. Die ganzheitliche Weideplanung, das ökologische Monitoring, die ganzheitliche Finanzplanung, das ganzheitliche Landplanen.

Es gibt auch Prüfungen zwischendurch, die derzeit noch auf Englisch abgehalten werden, wir arbeiten jedoch daran, sie auch auf Deutsch anzubieten. Und währenddessen werden in der Ausbildung und auch mit den Rinder und auf der Weide Erfahrungen gesammelt. Je erfahrener und verinnerlichter die Prinzipien des ganzheitlichen Management sind, desto weiter kommst du in der Ausbildung. Das gefällt mir vom Ausbildungssystem sehr gut.

Bei mir kann der Grundkurs belegt werden und auch die Zwischenstufen, derzeit bis zum sogenannten Professional Educator.

Aukse: Ist das Holistische Weidemanagement für jeden Tierhalter etwas?

Viviane: Ja klar, zumindest für jeden Weidetierhalter, die Prinzipien sind ja überall gleich.

Aukse: Ist das auch wichtig für den Ackerbau?

Viviane: Ja klar, auch der Ackerbau funktioniert mit biologischen Prinzipien. Wir brauchen Bodenbedeckung, eine wachsende Pflanze im Boden, wenn es geht Tiere im System. Und die bearbeiten den Boden und bringen Artenreichtum.

Aukse: Was ist ein effektiver Wasserzyklus und was passiert, wenn er ineffektiv ist?

Viviane: Einen effektiven Wasserzyklus haben wir dann, wenn möglichst jeder Tropfen Regen, der vom Himmel fällt, in den Boden einsickert. Und dort entweder runter ins Grundwasser oder über die Pflanzen aufgenommen und da über die Blätter verdunstet. Der Boden ist dann schön schwammförmig, wenn er bedeckt ist, möglichst lebende Pflanzen darauf stehen und das alles hilft dabei Wasser aufzunehmen.

Der Wasserzyklus wird ineffektiv, wenn der Boden nicht bedeckt ist und dann fließt das Wasser ab – in Oberflächengewässer oder es verdunstet eben an Ort und Stelle. Und dann kommt es nicht den Boden und Pflanzen zu Gute.

Aukse: Gibt es Alternativen zum holistischen Weidemanagement?

Viviane: Ich kenne derzeit keine. Wenn ich mich mit anderen Landwirten unterhalte, dann geht es denen viel schlechter, sie haben viel mehr Stress. Mit dem ganzheitlichen Management bekommen wir ein ganzes Stück Lebensqualität zurück. Und wir wollen Verbesserungen im Bereich Ökonomie, Ökologie und Soziales – nur dann können wir wirklich nachhaltig sein. Unser oberstes Ziel ist dabei, die Ökosystemprozesse insgesamt zu verbessern und in der Lage sein, uns auf Veränderungen einstellen zu können. Das bringt Entspannung und Gelassenheit.

Timo: Das ganzheitliche Weidemanagement ist ein Teil des ganzheitlichen Managements, verstehe ich das richtig?

Viviane: Ja.

Timo: Das heißt, das ganzheitliche Management kann also für jeden Einzelnen nützlich sein, nicht nur in der Landwirtschaft.

Anja: Das ganzheitliche Management ist der Kontext, den wir aufmachen. Und die einzelnen Aspekte, die wir aufmachen, sind die ganzheitliche Weideplanung, der ganzheitliche Finanzplan, das ökologische Monitoring und das ganzheitliche Landplanen. Der Werkzeugkasten, aus dem wir uns bedienen können.

Viviane: Genau. Den ganzheitlichen Finanzplan braucht denke ich mal auch jeder, um bessere Entscheidungen mit den eigenen Finanzen treffen zu können. Und dann hast du eben deinen Kontext und weißt auch bessere Entscheidungen zu treffen. Dann lebt es sich einfach viel besser.

Die Rinder machen sich nebenbei über die Kamera her. Neugierige Kerle!

Und dann hast du eben deinen Kontext und weißt auch bessere Entscheidungen zu treffen. Dann lebt es sich einfach viel besser.

Ecological outcome verification

Anja: Der Markt wird jetzt voll geschwemmt mit Kohlenstoffzertifikaten. Und es gibt ja auch das EOV – das ecological outcome verification. Magst du uns den Unterschied erklären und auch warum es sinnvoll ist, sich dem EOV zu widmen?

Viviane: Einen Unterschied kann ich nicht erklären, da ich nur das EOV kenne. Das EOV ist eine ökologische Ergebnisüberprüfung. Anders als bei einem BIO Siegel – wo es heißt, du darfst das nicht, du darfst das nicht – kannst du beim EOV machen, was du möchtest. Nebenbei regelmäßig bestimmte Marker auf deinem Land gemessen. Und solange dein Land sich in der Gesundheit verbessert ist alles in Ordnung.

Was sind die Faktoren, auf die geschaut wird? 

Die Bodenbedeckung. Als wir angefangen haben, hatten wir nur etwa 50 Prozent Bodenbedeckung, es war oft einfach blanker Boden zu sehen. Das hat sich deutlich verbessert.

Nach dem Artenreichtum wird auch geschaut, Bäume, Kräuter, erwünschte Arten und unerwünschte Arten.

Wir haben zudem das sogenannte short term und long term EOV. Hier wird im Jahreszyklus und im 5-Jahres Zyklus überprüft. Teil des Monitorings sind dann auch Wasserinfiltationstests und Bodenprofile von bis zu 70 cm, um die Durchwurzelung genau zu sehen.

Der Vorgang ist wissenschaftlich validiert und die Daten werden weltweit aus den EOV Prozessen gesammelt, sodass voneinander gelernt werden kann. Aus den Daten kann auch ein Gesundheitsindex ermittelt werden. Und es gibt mehrere Kontrollstufen, so dass hier auch wirklich keiner schummeln kann, das finde ich schön an dem System.

Wir sind dabei, mit NatureFund die ersten EOV-Monitorer auszubilden, damit das EOV auf den Höfen durchgeführt werden kann.

Anja: So wie ich das verstehe, wird alles in allem die Fähigkeit geschult, das Land lesen zu lernen.

Viviane: Ja.

Aukse: Mir gefällt deine Broschüre, um mit gutem Gewissen Fleisch zu essen! 

Viviane: Das ist schon echt verrückt, in was für einer Welt wir leben. Ich habe letztens gelesen, in Irland gibt es eine Abschlachtprämie für Kühe. Um die Anzahl der Tiere zu verringern.

Die Kühe sind nicht das Problem.

Es ist immer das Management.

Anja und Aukse: Vielen Dank dir Viviane, für diese Einblicke!

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Die nächste Folge

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