Schon beim Betreten der alganize Produktionshalle fällt mein Blick sofort auf die riesigen Photobioreaktoren. Dass diese Apparatur aus Glas so genannt wird, erfahre ich natürlich erst später. „Was sind denn das für Rohre?“ frage ich Nils Brüggemann, seines Zeichens CTO von alganize. Früher hätte man CTO wohl mit „technischer Leiter“ übersetzt. Sichtlich stolz erwidert er: „Das ist unser Herzstück der Algenproduktion. Hier passiert der ganze Zauber“, sagt er und grinst. Ich bleibe mit offenem Mund noch einen Moment stehen, bevor mich Nils weiter führt.
Bioreaktoren sind unter uns
Wir gehen weiter und mir fällt sofort auf, dass es hier in der Produktion überraschend ruhig ist. Keine lauten Maschinen belästigen die Mitarbeiter oder deren Arbeitsabläufe. Nur ein sanftes Brummen der Geräte ist wahrnehmbar. Anders als man es von anderen Industriezweigen her kennt. So klingt also Biotechnologie made in Berlin Adlershof. Elegant, elegant.
Ohne Licht kein Wachstum
Über mir erstrecken sich Reihen von LED-Leuchten, die ein gleichmäßiges UV-Licht abstrahlen, das laut Nils den Algenkulturen optimale Wachstumsbedingungen bietet. Es fasziniert mich schon, wie das Licht durch die Glaswand der Reaktoren scheint und die Algen in einem leuchtenden Hellgrün erscheinen lässt. Ich bin sichtlich beeindruckt.
Reproduzierbare Qualität
Zwischen den Reaktoren werkeln geschäftig einige alganize Mitarbeiter und überwachen die laufenden Prozesse. Für die Qualitätskontrolle werden regelmäßig Proben entnommen, die in einem separaten Bereich analysiert und ausgewertet werden. Nur auf diese Weise kann die Reinheit der späteren Produkte sichergestellt werden. Die extrahierten Metaboliten (Zwischenprodukte) können nun weiterverarbeitet und für verschiedene Anwendungen vorbereitet werden.
Wer noch tiefer in den genauen Produktionsprozess einsteigen möchte, dem empfehle ich die alganize Webseite (derzeit nur auf englisch verfügbar) und die aktuelle Broschüre.
Im Gespräch mit dem Herr der Algen
Während der Begehung der alganize Produktion hatte ich die Möglichkeit mit Nils Brüggemann noch etwas tiefer ins Gespräch zu gehen.
Nils ist einer von drei Gründern bei alganize und hatte schon zu Beginn eine klare Vision: Die Qualität der Böden mit Hilfe von Mikroalgen und deren Stoffwechselprodukte nachhaltig zu regenerieren. Wie das geschehen kann, erklärt uns Nils im Folgenden.
Jan von soilify:
Hallo Nils, wie kam es eigentlich zu der Idee, Algen zu züchten, um die Gesundheit und die Fruchtbarkeit von landwirtschaftlich genutzten Böden zu verbessern? Was war Dein persönliches Erwachungserlebnis?
Nils von alganize:
Studiert habe ich Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt Biotechnologie an der Humboldt Universität in Berlin. Bereits während meines Studiums konnte ich erste Erfahrungen im Bereich der Mikroalgenzüchtung sammeln. In anderen mitunter weltweiten Agrarprojekten sammelte ich sehr wertvolle praktische Erfahrungen und habe vieles erfahren, was in der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse nicht gerade rund läuft und wo Schwachstellen liegen.
Der Tod von 50.000 Landwirten
Nils erzählt mir von einem Schlüsselerlebnis, das ihn schlussendlich zur Gründung von alganize motivierte:
In einem Projekt in Indien wurde durch unsachgemäße Praktiken wie die übermäßige Verwendung von chemischen Düngemitteln, Pestiziden und genetisch verändertem Saatgut erheblicher Bodenverlust verursacht. Der Verlust von Land führte nicht nur zu einem dramatischen Verlust der Lebensgrundlage für zahlreiche Landwirte, sondern trug auch zu einer tragischen Zunahme von Suiziden bei – etwa 50.000 Landwirte beendeten aus Verzweiflung ihr eigenes Leben. Daraufhin ich mir eines zum Ziel gesetzt: Ich wollte Landwirte wieder dazu befähigen, Böden wieder von Grund aufzubauen, resiliente Pflanzen für gesündere Lebensmittel zu produzieren.
Vom Experiment zum fertigen Produkt
Jan:
Wie bist Du bzw. Ihr auf die Idee gekommen, alganize zu gründen? Was bietet Ihr für Produkte an und was hat der Landwirt davon? Für welche Zwecke ist welches Produkt geeignet? Erkläre kurz, wie die Produkte von alganize behilflich sein können.
Nils:
Bei meinem letzten Job habe ich in einem Mikroalgen-Unternehmen gearbeitet. In meiner Recherche bin ich immer wieder über die Empfehlungen gestoßen, Mikroalgen als Dünger bzw. Biostimulanz zu verwenden. Das habe ich dann einfach mal in meinem eigenen Garten ausprobiert und war fasziniert von den Ergebnissen. Daran angeknüpft habe ich weiter recherchiert, ausprobiert und entwickelt. Nun, 3 Jahre später, habe ich mit dem alganize Team unser erstes Produkt auf den Markt gebracht.
Nils weiter:
Mikroalgen und ihre Stoffwechselprodukte (Signalstoffe) haben das Potenzial, die Gesundheit unserer Böden zu verbessern, die Wasserspeicherung zu erhöhen und chemische Pflanzenschutzmaßnahmen zu reduzieren.
Das wird durch eine gezielte Vermehrung der Mikroorganismen erreicht, die wichtige Funktionen im Boden übernehmen und diesen gesund halten.
Der Boden benötigt weniger Düngemittel und kann doppelt so schnell Humus aufbauen.
Superfood für die Pflanze
Jan:
Für welche Zwecke ist welches Produkt geeignet? Erkläre bitte kurz, wie die Produkte von alganize Landwirten behilflich sein können.
Nils:
Unser Produkt ist voll von Signalstoffen für Pflanzen. Diese Signalstoffe können die Pflanzen natürlich auch selbst herstellen. Das benötigt aber viel Energie, also lassen wir diese Signalstoffe lieber von den photosynthetischen Einzellern, unseren Mikroalgen, produzieren und stellen diese Signalstoffe dann den Pflanzen zur Verfügung. Das ist aber nicht alles. Unser Produkt enthält auch noch die Mikroalgen an sich. Nicht nur ein Superfood für den Menschen, sondern auch ein Superfood für die Pflanze. Darin enthalten sind Aminosäuren, Vitamine und Fettsäuren. Das finden sie in keinem anderen Dünger.
Die Alge produziert in unserem Verfahren die Stoffe, die normalerweise von der Pflanze energieaufwendig hergestellt werden müssen, und gibt diese in das Wasser in unseren Bioreaktoren ab. Als Blattdüngung wird die Pflanze mit sekundären Pflanzenstoffen versorgt, ohne sie selber produzieren zu müssen. Dadurch kann sie sich ganz entspannt auf das Wachsen konzentrieren, ist weniger Trockenstress ausgesetzt und somit auch weniger krankheitsanfällig.
Zum Inserat auf soilify
Die Zahlen immer im Blick
Jan:
Wie geht Ihr vor? Man kann ja als Landwirt jetzt nicht einfach irgendeinen Hilfsstoff auf den Boden bringen, ohne zu wissen, wie der Zustand der eigenen Böden ist. Macht Ihr auch eine Art Bestandsaufnahme? Stichwort Bodenmonitoring: Was ist das Besondere an Euren Testverfahren und was kostet mich das? Wie viele Bodenproben muss ich nehmen, um eine fundierte Aussage zu dem Zustand meiner Böden zu erhalten?
Nils:
Es gibt unzählige Produkte auf dem Biostimulanzien-Markt, die versprechen Dir das Blaue vom Himmel und Gott weiß was noch. Das sieht man schon an den empfohlenen Anwendungsmengen für biologische Mittel: 50mg pro Hektar? Das muss man sich mal vorstellen. Wie soll das denn funktionieren?
Echte Einblicke ins Bodenleben
Nils weiter: Das ist auch der Grund, warum wir unseren Bodenmonitor entwickelt haben. Wir messen die Enzymaktivität mit unserem DIN-zertifizierten Partnerlabor. Dabei trägt der Landwirt seine genutzten Mittel, Methoden und Daten ein. Unser Klimaforscher Ben übernimmt dann. Durch statistische Werte und mit Hilfe von Machine-Learning stellt der Monitor die Zusammenhänge zwischen Mittel, Methoden, Boden und Enzymaktivität her. Neben der allgemeinen Übersicht erhält der Landwirt durch die Enzymaktivität einen echten Einblick in das tatsächliche Leben seines Bodens.
Das Ganze kostet 200€ brutto und umfasst eine Probe. Diese Probe kann bis zu 5 Spatenstiche enthalten. Daraus wird dann gemittelt.
Investitionen sollen sich lohnen
Jan:
Landwirte werden gern von Zahlen überzeugt. Am Ende muss sich die Anwendung einfach auch finanziell rechnen. Welches ökonomische Potenzial liegt in der Anwendung der alganize Produkte? Welche Betriebsmittel kann man pro Hektar etwa einsparen? Habt Ihr da verlässliche Zahlen bzw. Schätzungen? Und muss man das jedes Jahr neu auf die Flächen bringen?
Nils:
Zahlen mögen wir natürlich auch sehr. Mit einem IBC-Container (1.000 Liter) von alganize Mikrobiom können etwa 33 Hektar bedient werden. Das entspricht einen Hektarpreis von etwas über 30€.
Das finanzielle Potential kann man sich denken, wenn man seinen gesamten Pflanzenbestand vor Krankheiten und Trockenstress schützen kann und ganz nebenbei dem Geschmack und den Inhaltsstoffe einen drastischen Boost verleiht.
Jan:
Vielen Dank für das Interview und die Führung durch Eure Produktion.
Nils:
Ich habe zu danken.
soilify konnte für Euch ein Rabatt von jeweils 5% auf die folgenden Produkte von alganize heraushandeln. Dieses Angebot gilt noch bis einschließlich 30. Juni 2024.
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