Inhalt
Prinzip 1
Minimale Bodenbewegung
Direktsaat / No-Till
Reduzierung der mechanischen, chemischen und physischen Belastung des Bodens. Jegliche Bodenbearbeitung zerstört die Bodenstruktur. Sie reißt quasi das Haus ab, das die Natur errichtet hat, um die lebenden Organismen im Boden zu schützen, die für die natürliche Bodenfruchtbarkeit sorgen. Zur Bodenstruktur gehören Aggregate, Porenräume (Öffnungen, durch die Wasser in den Boden eindringen kann) und Pilzgeflechte (Mycelien), die den Großteil des Kohlstoffs speichern. Pilze sind außerdem die Nährstoffautobahn im Boden, worüber Bakterien Nährstoffe von A nach B transportieren, und zwar genau zu den Pflanzen, die diese Nährstoffe brauchen. Es findet ein Austausch von Nährstoffen über die Pilze statt.
Bodenbearbeitung ist bei der konservierenden Landwirtschaft generell ausgeschlossen. Bodenbewegung ist nicht vollständig zu vermeiden, da bei der Direktsaat z.B. immer etwas Boden in der Saatreihe bewegt wird, ohne das Ziel, diesen zu bearbeiten und damit seine Struktur zu ändern.
Das Ergebnis der Bodenbearbeitung ist vor allem die Bodenerosion, also die Vergeudung einer der wertvollsten natürlichen Ressourcen.
Ein unbearbeiteter Boden verbessert nachweislich den Wasserhaushalt. Es kann mehr Wasser infiltrieren und gespeichert werden. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel, sondern erhöht in erheblichem Maße die Resilienz gegenüber Dürren und Starkregenereignissen.
Synthetische Düngemittel, Herbizide, Pestizide und Fungizide haben ebenfalls negative Auswirkungen auf das Leben im Boden.
Vorschlag der FAO: Maximal 25 Prozent der Oberfläche darf zur Aussaat bearbeitet werden, jedoch maximal eine Streifenbreite von 15 Zentimetern. Das ist eine international geltende Definition, die auch die klimatischen Bedingungen in Afrika und anderswo berücksichtigt.
Was ist Regenerative Landwirtschaft?
Prinzip 2
Permanente organische Bodenbedeckung und Durchwurzelung des Bodens
(mindestens 30 Prozent*) mit Ernterückständen und/oder Deckfrüchten bedeckt halten
Den Boden stets bedeckt halten! Dies ist ein entscheidender Schritt zur Wiederherstellung der Bodengesundheit. Die Natur kennt keinen nackten Boden. Ein natürlicher Schutzschild schützt den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung und Wind- und Wassererosion und bietet gleichzeitig Nahrung und Lebensraum für Makro- und Mikroorganismen. Außerdem wird so die Verdunstung von Feuchtigkeit und die Keimung von Unkrautsamen verhindert.
Ein permanent bedeckter und durchwurzelter Boden fördert die Resilienz gegenüber (Wetter)extremen, da er mehr Wasser aufnehmen und speichern kann. Außerdem sorgt ein mit grünen Pflanzen bedeckter Boden für eine Abkühlung des Mikroklimas, gleicht also eine potentielle Erwärmung aus. Mehr Pflanzen bedeutet mehr Photosynthese mit all ihren positiven Auswirkungen auf die Ökosysteme.
Lebende Wurzeln nähren die Bodenbiologie durch die Bereitstellung ihrer grundlegenden Nahrungsquelle: Kohlenstoff. Diese Biologie wiederum treibt den Nährstoffkreislauf, der die Pflanzen ernährt.
*in Regionen mit ausreichend Wachstum möglichst bis 100%
Neue Perspektiven
Prinzip 3
Förderung der Biodiversität
durch Zwischfruchtmischungen, weite Fruchtfolgen, ggf. Mischkulturen
In der Natur findet man nur dort Monokulturen, wo der Mensch sie angelegt hat. Die Natur ist Vielfalt und Überfluss.
Jede Pflanzenart hat seine eigenen hilfreichen Eigenschaften: Manche haben flache Wurzeln, andere tiefe, manche faserige, manche Pfahlwurzeln. Manche sind kohlenstoffreich, manche kohlenstoffarm, manche erhöhen den pH-Wert, manche senken ihn. Jede einzelne spielt eine Rolle bei der Erhaltung der Bodengesundheit.
Eine Vielfalt von Pflanzenkulturen in der Fruchtfolge und Zwischenfrüchten, und auch die Integration von Bäumen in die Agrarlandschaft, führt zu einer vielfältigen Bodenflora und -fauna, da die Wurzeln unterschiedliche organische Stoffe ausscheiden, die verschiedene Arten von Bakterien und Pilzen anziehen und ernähren, die wiederum eine wichtige Rolle bei der Umwandlung dieser Stoffe in pflanzenverfügbare Nährstoffe spielen.
Kurz: Vielfalt verbessert die Funktion des Ökosystems.
Prinzip 4
Weitgehender Verzicht von künstlichen Produktionsmitteln
Alle Prinzipien führen dazu, dass wir in der Landwirtschaft auf den Einsatz von künstlichen Produktionsmitteln immer weiter verzichten können. Durch Direktsaat werden z.B. bis zu 70 Prozent Diesel eingespart. Durch Symbiosen, die im ungestörten Boden entstehen, werden die Pflanzen gesünder und benötigen viel seltener Hilfsmittel wie Fungizide und Insektizide. Je länger das System ungestört bleibt, desto weniger Mittel werden noch benötigt. Spezifische Herbizide werden nach wenigen Jahren auch viel seltener benötigt, da die Unkräuter kaum noch zur Keimung angeregt werden.
Dies führt direkt zu deutlichen wirtschaftlichen Vorteilen für die regenerativ arbeitenden Landwirten gegenüber jenen, die weiter auf Bodenbearbeitung setzen. Weniger Einsatz von Betriebsmitteln und Arbeit, da z.B. weniger Überfahrten nötig sind, und das bei gleichem oder gar höherem Ertrag.
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Prinzip 5
Integration von Tierhaltung
Tiere (so wie auch der Mensch) sind ein Teil der Natur und gehören zu einem regenerativen System dazu.
Die Integration von Nutztieren in einen regenerativen Betrieb bringt für den Boden viele Vorteile mit sich. So können sowohl auf den Weide- als auch den Ackerflächen die Ökosystemprozesse verbessert werden. Die Wirkungen zeigen sich dann in der Funktionalität von Wasserzyklus, Mineralstoffzyklus, dem Energiestoffwechsel und auch der Vielfalt der Pflanzen und Tiere. Werden die Tiere nicht nur zur Bodenverbesserung eingesetzt, sondern auch zur Fleischproduktion zeigt sich diese Art der Haltung auch in der Qualität des Produktes, u.a. hinsichtlich Nährstoffgehalts und Geschmack.
Ein großer Vorteil, besteht auch darin, dass die Weidehaltung die Pflanzen über die Förderung der Photosynthese dazu anregt, mehr Kohlenstoff in den Boden zu pumpen. Dieses „Füttern“ des Bodenlebens fördert den Nährstoffkreislauf und hat auch einen einen großen und positiven Einfluss auf den Klimawandel, da mehr Kohlenstoff im Boden verarbeitet und gespeichert werden kann.
Wiederkäuer bieten mit ihren Mehrfach-Mägen ein Reservoir für Mikroorganismen, die sie über ihre Ausscheidungen auf dem Boden aufbringen und damit zu einem aktiven Bodenleben beitragen.
Tiere sollten neben der Weidehaltung ausschließlich von betriebseigenen Flächen oder bestenfalls von Flächen von Nachbarbetrieben ernährt werden, damit die Nährstoffkreisläufe möglichst geschlossen sind.
Für ein gesundes, funktionierendes Ökosystem braucht es allerdings nicht nur Nutztiere, sondern auch Bestäuber, Raubinsekten, Regenwürmer und die gesamten Mikrobiologie im Boden (Pilze und Bakterien). Das integrieren von Nutztieren fördert genau diese Lebensprozesse.
Fazit
Das Soilify-Mantra
Gesunde Böden führen zu gesunden Pflanzen und gesunden Tieren. Und schließlich zu gesunden Menschen und gesundem Klima.
Ein gesunder Boden ist die Basis von allem. Deshalb sehen wir in der regenerativen Landwirtschaft, basierend auf o.g. Prinzipien, die Zukunft.
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