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Praxisnahe Strategie zur PSM-Reduktion

Interessen leiten die Politik und unser Verhalten. Bis 2030 soll eine 80-prozentige Reduktion von Pflanzenschutzmitteln erreicht werden – und gleichzeitig die Lebensmittelversorgung in Deutschland und Europa erhalten und verbessert werden.

Wichtig dafür ist, zu akzeptieren, dass im konventionellen Ackerbau eine Abhängigkeit, wenn nicht sogar eine derzeitige Notwendigkeit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln besteht. Zudem kann und sollte gleichzeitig anerkannt und angestrebt werden, dass wir die Gesundheit der ackerbaulichen Systeme so Schritt für Schritt verbessern, dass über die Zeit weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig ist.

Pflanzenschutzmittel werden derzeit eingesetzt, da sie erforderlich sind. Akzeptanz bedarf auch der Fakt, dass Bodenbearbeitung einen Einfluss auf die Biodiversität und die Funktion natürlicher Nahrungsketten im und auf dem Boden hat. Die so entstehende Bodendegradation, in Form von Wind- und Wassererosion, lässt unsere Lebensgrundlage schwinden. Wir brauchen einen undogmatischen landwirtschaftlichen Ansatz, der die (Boden)-Gesundheit des Systems steigern kann und damit automatisch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln – seien es Herbizide, Insektizide und Fungizide – über die Zeit senkt. Und dies nicht, da der Einsatz verboten wird, sondern da Pflanzenschutzmittel nicht mehr erforderlich sind. Wir brauchen einen Ansatz, der zur Gesundung des gesamten Systems beiträgt. Ein prozessorientiertes und strategisch praxisnahes Vorgehen – mit den Landwirten – ist die Lösung.

Wir brauchen einen undogmatischen landwirtschaftlichen Ansatz, der die (Boden)-Gesundheit des Systems steigern kann.

Und es braucht dafür keinen Umstieg auf Bio- oder Öko-Landwirtschaft. Das beweisen Praxisberichte von Betrieben auf dem Weg in das ackerbauliche System der Direktsaat, die die Prinzipien der Konservierenden und Regenerativen Landwirtschaft anwenden.

Hier kommen die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln (bis hin zu einer langfristigen Unabhängigkeit des Einsatzes) und sichtbarer Erosionsschutz sowie Aufbau des Wasserhaltevermögens und Förderung der Biodiversität im und auf dem Boden zueinander.

Eine politische Ausnahmegenehmigung für die Anwendung von Glyphosat in der Direktsaat ist für ein strategisches Vorgehen ein wichtiger Schritt – auch als Signal dafür, dass die fachliche Praxis der Landwirte geschätzt wird und ihnen für weitere Schritte der Veränderung im Ackerbau die Werkzeuge zur Verfügung stehen, die sie brauchen.

Frankreich hat diesen Schritt bereits vorgemacht. Wir sollten auch in Deutschland den Schritt konkret und klar wagen.

Es gilt dabei, den Kontext zu beachten, sowie die Individualität der Betriebe und die Selbstbestimmung des Landwirts zu erhalten.

Für ihren Auftrag, Nahrung zu produzieren und sich um das Land zu sorgen, müssen
Landwirte unterstützt werden, damit sie ihre verantwortungsvollen Aufgaben erfüllen können.

Eine Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes macht langfristig unabhängiger und krisenfester.

Somit können wir den Trend aufhalten, unsere Produktion ins Ausland zu verlagern und der heimischen Landwirtschaft wieder Kraft und Vertrauen geben.


Der Kommentar erschien auch in der Ausgabe der AgrarZeitung vom 7. Juli.

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