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Conservation Agriculture – ist die konservierende Landwirtschaft noch aktuell?

In unserer schnelllebigen Zeit voller digitaler Ablenkung wird unsere Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer. Dies ist offensichtlich auch bei Forschern und Institutionen der Fall: immer öfter muss wieder „eine neue Sau durchs Dorf getrieben werden“, damit man noch relevant bleibt.

Problem gelöst?

Die konservierende Landwirtschaft bleibt von diesem Phänomen nicht verschont. Während einige Forscher, vor allem in Europa, noch immer die universelle Gültigkeit der konservierenden Landwirtschaft, oder Conservation Agriculture, in Frage stellen, waren am Anfang viele Kritiker der Meinung, das Konzept sei zu komplex und zu rigide. Anderen hingegen war es zu einfach und nicht komplex genug. Sie wollten noch weitere Prinzipien hinzufügen, und es gab Veröffentlichungen, die von „Beyond CA“ philosophierten, also von über konservierende Landwirtschaft hinausgehenden Konzepten.

Die Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die ursprünglich den Begriff Conservation Agriculture definiert und weltweit bekannt gemacht hatte, glaubt offensichtlich, das Problem der nachhaltigen Landwirtschaft sei bereits gelöst und wendet sich nun alternativen Konzepten zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung der Menschheit zu. Diese basieren vorwiegend auf digitalen Techniken mit autonomen Geräten und reichen bis zum 3D-Druck von Lebensmitteln und der Teleportation von Molekülen, wie sie aus der Science-Fiction-Serie Star Trek bekannt.

Verwirrung voraus!

Aber auch in der öffentlichen Diskussion wird eine Vielzahl von Konzepten als Alternativen für eine nachhaltige Landwirtschaft beworben. Insbesondere im deutschsprachigen Raum hat sich der Begriff Ökologische Landwirtschaft für eine organische Landwirtschaft ohne synthetische Produktionsmittel durchgesetzt und ist zumindest in Deutschland der einzig akzeptierte „Goldstandard“ für eine nachhaltige Landbewirtschaftung und Nahrungsmittelproduktion, gegen den alle „Alternativen“ geprüft werden. Daneben verwirrt eine weitere Begriffsvielfalt die Fachwelt und die Allgemeinheit, wobei die meisten der Begriffe, je nach Selbstverständnis, unterschiedlich definiert oder interpretiert werden.

Es sind Begriffe wie

  • pfluglose Landwirtschaft
  • konservierende oder minimale Bodenbearbeitung
  • Mulchsaat
  • Direktsaat
  • No-till oder Nullbodenbearbeitung
  • aber auch Permakultur
  • Ecoagriculture
  • Agroökologie
  • Regenerative Landwirtschaft
  • nachhaltige Intensivierung
  • Climate Smart Agriculture,

die zur allgemeinen Verwirrung beitragen, die letztlich auch zur Handlungsunfähigkeit von Politikern führt.

All diese Konzepte werden als Alternativen für eine nachhaltige Landwirtschaft beworben. Schauen wir uns jedoch die Umweltparameter an – angefangen bei der Bodenerosion, über die Biodiversität, die Umweltbelastung durch landwirtschaftliche Produktionsmittel, die Grundwasservorkommen und den Wasserhaushalt, aber letztlich auch die Entwicklung der Ertragsniveaus –, so sind wir nicht nur global gesehen, sondern auch hier in Europa noch weit entfernt von einer wirklich nachhaltigen Landbewirtschaftung. Im Gegenteil: Die meisten dieser Größen haben sich zunehmend verschlechtert.

Ein Pionier der Direktsaat

Um die Zusammenhänge besser zu verstehen, sollten wir einen kurzen Blick auf die Geschichte der konservierenden Landwirtschaft und deren Entwicklung werfen. Die Ursprünge sind ziemlich banal: Nach den großen Staubstürmen der 1930er Jahre in Nordamerika begann man, die Bodenbearbeitung als Ursache dieser Winderosion zu erkennen. Es wurde die „Konservierende Bodenbearbeitung“ erfunden, bei der der Boden zwar noch mechanisch bearbeitet wird, aber mindestens 30 % der Bodenoberfläche durch Ernterückstände bedeckt sein müssen. Gleichzeitig forschte man an Techniken, Landwirtschaft völlig ohne Bodenbearbeitung zu betreiben, wobei vor allem die Sätechnik eine entscheidende Rolle spielte. In den 1940er Jahren hatte man die ersten Sämaschinen entwickelt, die ohne Bodenbearbeitung die Saat in den Boden bringen konnten. Aber erst 1962 gelang es dem ersten Farmer in Nordamerika, Philip Young, dieses Verfahren in die praktische Landwirtschaft einzuführen und die Erfahrungen 10 Jahre später mit seinem Berater Shirley Phillips in einem Buch zu veröffentlichen. Der Young-Betrieb in Kentucky arbeitet übrigens auch heute noch ohne Bodenbearbeitung und ist damit wohl der älteste Betrieb ohne Bodenbearbeitung.

Die Revolution der Bodenbearbeitung

Aber die Einsicht in die Notwendigkeit einer Erosionskontrolle bei der Bodenbearbeitung konnte dennoch die Bodenerosionsprobleme nicht lösen, vor allem in den Tropen und Subtropen, wo es bereits vor dem Klimawandel extreme Witterungsereignisse gab. In den 1970er Jahren wurde das Problem der Wassererosion im Süden Brasiliens, wo große Wald- und Kaffeeplantagenflächen für Ackerkulturen urbar gemacht worden waren, unlösbar. Hier war es wieder ein Landwirt, nämlich der deutschstämmige Herbert Bartz, der auf seinem Betrieb 1972 die Bodenbearbeitung abschaffte, um der Erosion Herr zu werden. Im Süden Südamerikas löste dies eine wahre Revolution aus, und innerhalb von 30 Jahren wurde die Landwirtschaft ohne Bodenbearbeitung zur Norm in Südbrasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay.

Neue Erkenntnisse der Conservation Agriculture

Parallel dazu gab es in den 1980er- und 1990er-Jahren auch in Afrika, Asien sowie in Australien ähnliche Entwicklungen, aber die Entwicklung in Südamerika war letztendlich der Treiber für die weltweite Bewegung der Conservation Agriculture. Dies lag vor allem daran, dass dort zu einem frühen Zeitpunkt die Wissenschaft und die Landtechnikindustrie diese Bauernbewegung nicht bekämpften, sondern aktiv unterstützten. Über die Jahre kamen erstaunliche Ergebnisse zutage, und die Anbausysteme wurden durch gezielte Zwischenfrüchte, ausgeklügelte Fruchtfolgen und neue Gerätetechniken auf alle Ackerkulturen ausgedehnt und optimiert. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden von der FAO analysiert, und das Grundkonzept dieser Art von Landwirtschaft wurde als „Conservation Agriculture“ oder auch „CA“ bezeichnet und entgegen einigen Behauptungen eindeutig definiert.

Förderung biologischer Prozesse

Konservierende Landwirtschaft (KL) ist ein Konzept für ressourcenschonende landwirtschaftliche Pflanzenproduktion, das zum Ziel hat, angemessenen Gewinn zusammen mit einem hohen und beständigen Produktionsniveau zu erreichen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. KL basiert auf der Stärkung natürlicher biologischer Prozesse über und unter der Bodenoberfläche. Eingriffe wie mechanische Bodenbearbeitung werden auf ein absolutes Minimum beschränkt, und der Gebrauch von externen Produktionsmitteln wie synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Nährstoffen mineralischen und organischen Ursprungs erfolgt in optimaler Dosierung und in einer Weise und Menge, die die biologischen Prozesse nicht stört oder gar unterbricht.
KL wird durch drei miteinander verbundene und sich gegenseitig verstärkende Prinzipien charakterisiert, nämlich:

  1. Keine oder nur minimale mechanische Bodenstörung, und dies andauernd (d.h. Direktsaat oder Breitsaat und direktes Pflanzen von Setzlingen in den unbearbeiteten Boden, kein Unkrauthacken, bodenschonendes Befahren und Ernten);
  2. Permanente Bodenbedeckung mit organischem Material, insbesondere durch Pflanzenreste und Deckfrüchte; und
  3. Diversität durch vielfältige Fruchtfolgen im Falle von Ackerkulturen oder Pflanzengesellschaften in Mischkulturen bei Dauerkulturen, wobei Leguminosen einzubeziehen sind.

Die Funktionsprinzipien der Natur

Mit dem ersten Weltkongress für Konservierende Landwirtschaft 2001 in Madrid wurde CA zur weltweiten Bewegung. Alle namhaften internationalen Forschungsinstitutionen und viele internationale Entwicklungsorganisationen begannen damit, CA weltweit zu fördern und zu erforschen. Bis zum heutigen Tag werden weltweit etwa 250–270 Millionen Hektar Ackerkulturen unter CA angebaut, das entspricht knapp 20 % der weltweiten Ackerflächen. Dazu kommt eine wachsende Fläche von Dauerkulturen und Plantagen, die ebenfalls erfolgreich das Konzept CA einsetzen. Im Gegensatz zu den anderen genannten „Alternativen“ für eine nachhaltige Landbewirtschaftung ist die konservierende Landwirtschaft nicht über die erhofften Ergebnisse definiert, sondern über Grundprinzipien, die im Wesentlichen die Funktionsprinzipien der Natur beschreiben. Damit ist sie leicht zu identifizieren, mit bloßem Auge zu erkennen und mit den heute verfügbaren Techniken sogar über Satellitenaufnahmen flächenmäßig zu erfassen.

Die Forschung der letzten 30 Jahre hat zudem Ergebnisse produziert, die weit über die ursprünglich angestrebte Erosionsminderung hinausgehen, sodass man heute mit Verweis auf wissenschaftliche Erkenntnisse behaupten kann, dass die konservierende Landwirtschaft, so wie sie definiert ist, das einzige bisher bekannte und praxistaugliche Konzept für eine nachhaltige Landbewirtschaftung darstellt. Derzeit erscheinen weltweit im Schnitt mindestens 20 Publikationen pro Monat zur konservierenden Landwirtschaft mit stets neuen Ergebnissen, die das Wissen über dieses Verfahren und seine Auswirkungen weiter fördern. Dabei geht es nicht nur darum, 

  • genügend Nahrungsmittel für die zu erwartende Weltbevölkerung zu produzieren, ohne die Produktionsflächen weiter auszudehnen, sondern auch darum,
  • gleichzeitig auf den Produktionsflächen das Funktionieren der natürlichen Regelprozesse wieder zu regenerieren und
  • damit über die Humusbildung größere Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Boden zu binden,
  • die Biodiversität zu erhöhen, indem Lebensräume auch auf Ackerflächen wieder genutzt werden können,
  • die Umweltbelastung durch synthetische Pflanzenschutzmittel und Pflanzennährstoffe zu minimieren und
  • den Einsatz synthetischer Produktionsmittel deutlich zu reduzieren bzw. möglicherweise vollständig durch natürliche Prozesse zu ersetzen,
  • die ernährungsphysiologische Qualität der produzierten Nahrungsmittel zu erhöhen und letztendlich
  • die Landwirtschaft fit zu machen, damit die zunehmenden Risiken durch den Klimawandel für die Landwirte nicht existenzbedrohend werden,
  • die Einkommen der Landwirte zu sichern durch Senkung der Produktionskosten bei stabilen und steigenden Erträgen,
  • einer bäuerlichen Landwirtschaft das Überleben zu ermöglichen und
  • zu sozialem Frieden beizutragen.

Nachhaltigkeit vs. Lobbyinteressen

Vergleicht man alle derzeit bekannten, erwarteten und wissenschaftlich bestätigten Ergebnisse der konservierenden Landwirtschaft mit den 17 Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung, erkennt man, dass die konservierende Landwirtschaft für das Erreichen von mindestens 11 dieser Ziele direkt oder indirekt relevant ist.

Trotz dieser Entwicklungen und Erkenntnisse bestehen jedoch weiterhin die anfangs beschriebenen Kontroversen um Alternativen zur konservierenden Landwirtschaft, und es hat nicht den Anschein, dass die Diskussionen konvergieren würden. Das liegt zum einen natürlich an wirtschaftlichen Lobbyinteressen. So tut sich die Landmaschinenindustrie schwer damit, eine Landwirtschaft ganz ohne Bodenbearbeitung zu akzeptieren. Das führt insbesondere dazu, dass in Deutschland immer noch an der „pfluglosen“ Landwirtschaft mit konservierender, minimaler Bodenbearbeitung und Mulchsaat laboriert wird. Vereinzelt wird sogar der Pflug wieder als Humusretter ausgegraben. Spätestens seit dem Buch „Dirt“ von David Montgomery dürfte jedoch klar sein, dass jeglicher mechanischer Bodeneingriff Folgen hat, die von der Natur nicht innerhalb eines Menschenlebens regeneriert werden können.

Bio als Geschäft

Für eine nachhaltige und regenerative Landbewirtschaftung, die keine permanenten Umweltbeeinträchtigungen zulässt, ist die Bodenbearbeitung damit disqualifiziert. Davon ist natürlich auch die bereits erwähnte „Ökolandwirtschaft“ betroffen, die in Wirklichkeit gar nicht „ökologisch“, sondern nur organisch ist. Auch hier sind eindeutige Wirtschaftsinteressen dahinter, die diese etablierte Produktionsform zum Geschäftsmodell erklärt haben. Bei der organischen Landwirtschaft wird vor allem Wert darauf gelegt, dass keine synthetischen, also „nicht natürlichen“, Produktionsmittel eingesetzt werden. Dabei wird jedoch übersehen, dass die mechanische Bodenbearbeitung keinesfalls natürlich ist und, wie man aus dem vorkolonialen Südamerika weiß, auch nicht zwangsläufig der Ursprung der Landwirtschaft war.

Glyphosat brauchen aber nicht nutzen

Vielmehr hat der Einsatz synthetischer Produktionsmittel, der insbesondere die grüne Revolution geprägt hat, mit Mineraldünger, chemischem Pflanzenschutz und Hochleistungssorten lediglich die Prozesse der Bodendegradation kaschiert, die durch die Bodenbearbeitung entstanden waren. Dabei kam es zu dem allseits bekannten Teufelskreis von einer stets steigenden Notwendigkeit dieser Produktionsmittel, die ihrerseits die natürlichen Kreisläufe weitgehend zerstörten. Und in der Tat zeigt sich in der konservierenden Landwirtschaft, dass bei Weglassen der Bodenbearbeitung die natürlichen Prozesse wieder in Gang gesetzt werden und die Erträge erhalten bleiben oder sogar steigen, trotz sinkender Produktionsmitteleinsätze, die schließlich sogar zu „organischen“ Anbauverfahren führen können, aber nicht, weil diese Mittel nicht eingesetzt werden dürfen, sondern weil sie nicht mehr erforderlich sind. Wie ein befreundeter CA-Landwirt sagte: „Wir brauchen diese Produkte, wie z. B. das Glyphosat, um sie nicht zu benutzen – aber mit der Gewissheit, dass wir sie haben, falls wir sie doch brauchen.”

Mehr produzieren mit weniger Input

Diese Erkenntnis führte z. B. dazu, dass die Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO 2009 die „nachhaltige Intensivierung“ als ihr erstes strategisches Ziel proklamierte, da mit CA eine nachhaltige und dennoch produktive Landwirtschaft möglich wurde. Dies wurde mit dem provokanten Titel „Save and Grow“ frei übersetzt als „mehr produzieren mit weniger Input“ für Politiker in einfachen Worten als Buch veröffentlicht. Leider wurde der Begriff der „nachhaltigen Intensivierung“ ohne Kenntnis dieses Hintergrundes vielfach missbraucht und umgedeutet und ist vor allem bei den Umweltbewegungen in Ungnade gefallen, obwohl er doch eigentlich dem Gedanken des permanenten Wachstums der derzeitigen Wirtschaftsmodelle widerspricht. Aber dass man intensiv produzieren kann und gleichzeitig die Umwelt schützen und regenerieren kann, das ist den meisten Menschen dann doch zu utopisch.

Climate Smart Agriculture

Ein anderer Begriff, der ebenfalls aus der FAO seinen Weg in die Welt fand, ohne dass den Menschen, die ihn teils positiv, teils negativ benutzten, der wirkliche Ursprung bewusst war, ist die „Climate Smart Agriculture“ – die klimaintelligente Landwirtschaft. Auch dies ist ein Konzept, das über das Ergebnis und nicht die Funktionsprinzipien definiert ist, das sich aber aus der Erfahrung mit CA ergab und ohne CA nicht funktioniert. Climate Smart Agriculture beschreibt eine Landwirtschaft, die einerseits produktiv ist, andererseits aber mit den extremen Wetterlagen des Klimawandels klarkommt, egal ob es sich um Starkregen, Dürreperioden, extreme Kälte oder Hitze oder starke Winde handelt, und die darüber hinaus noch den Beitrag, den die Landwirtschaft ihrerseits zum Klimawandel leistet, reduziert oder sogar dem Klimawandel entgegenarbeitet. Auch hier ist wieder CA das einzige Konzept, das all diese Bedingungen erfüllt, während in der öffentlichen Diskussion oft nur „Pakete“ von Einzelmaßnahmen, wie die Züchtung dürreresistenter Sorten oder wassersparende Bewässerungsmethoden, als climate smart bekannt sind, die aber wenig zur Lösung der Gesamtproblematik beitragen. Denn was macht ein Bauer mit einer dürreresistenten Sorte in einem nassen Jahr?

Sozial verträglich?

Ähnlich verhält es sich mit Begriffen wie Ecoagriculture oder Agroökologie, die eine Vielzahl von Bedeutungen haben. Zum einen war im französischen Sprachraum Ecoagriculture die französische Übersetzung von Conservation Agriculture, z.B. beim internationalen Agrarforschungsinstitut CIRAD. Zum anderen wurde Agroökologie, insbesondere im lateinamerikanischen Kontext, als soziale Kleinbauernbewegung bezeichnet, um die Kleinbauern von der Agrarindustrie unabhängig zu machen. In die verschiedenen, sehr komplexen Definitionen flossen soziale Komponenten wie die Organisation und Selbstbestimmung von Bauern, aber auch die Elemente der organischen Landwirtschaft und die Ergebniskomponenten der nachhaltigen Landwirtschaft ein, sodass sich ein attraktives Gesamtkonzept ergab, welches eine bedeutende weltweite Massenbewegung unter Kleinbauern auslöste, aber keinesfalls eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft zur Folge hatte. Leider hat es auch kaum einen Kleinbauern aus dem wirtschaftlichen Elend geführt, wie dies im Gegensatz dazu bei einer Vielzahl von Kleinbauern in Paraguay dokumentiert ist, die die konservierende Landwirtschaft eingeführt haben.

Permakultur mit Luft nach oben

Die Permakultur kommt dem Ideal, mit der Natur statt gegen sie zu arbeiten, sehr nahe. Durch den permanenten Anbau wird eine Bodenbearbeitung praktisch ausgeschlossen, der ökologische Wert des Mulchens wird erkannt, und die Diversität wird vor allem durch Mischkulturen erreicht. Damit ist allerdings die Permakultur mehr auf Gartenbau als auf großflächige Landwirtschaft ausgelegt. Auch empfiehlt sie lediglich, auf das Umgraben zu verzichten oder den Boden zu mulchen, schließt aber Bodenbewegung und Unkrauthacken nicht kategorisch aus.

Regenerative Landwirtschaft nach Rodale

Bleibt noch die regenerative Landwirtschaft, der wohl derzeit populärste Begriff. In der Tat beschreibt dieser Begriff viel besser, was CA eigentlich ist und was eine nachhaltige Landwirtschaft ausmacht. Da wir mit unserer bisherigen Landwirtschaft die natürlichen Ressourcen bereits zum größten Teil geschädigt und sogar vernichtet haben, kann es also nicht als nachhaltig oder sogar als „nachhaltiger“ bezeichnet werden, wenn wir diese Schädigung reduzieren, um weiterhin produzieren zu wollen. Wir müssen im Gegenteil die Schädigungen nicht nur auf null reduzieren, sondern die natürlichen Ressourcen, soweit das möglich ist, wieder regenerieren. Das ist bei fast allen Ressourcen, insbesondere Boden, Wasser und Biodiversität, möglich, wenn auch nicht immer innerhalb eines Menschenlebens. Dies nun beschreibt die regenerative Landwirtschaft, wobei diese in der ursprünglichen Form, wie sie in den 1980er Jahren von Rodale definiert wurde, durchaus auch die Verfahren beinhaltet, die nötig sind, um diesen Regenerationsprozess auszulösen. Insofern ist die Ursprungsdefinition der regenerativen Landwirtschaft durchaus mit der von CA zu vergleichen. Rodales Vater hatte in den USA ein Institut gegründet, welches sich mit der Forschung organischer Landwirtschaft beschäftigte. Sehr früh erkannte er das Problem der mechanischen Bodenbearbeitung, und so wurde Rodale das erste Institut, welches systematisch organische Landwirtschaftsverfahren ohne Bodenbearbeitung entwickelte und erforschte. Die Definition der regenerativen Landwirtschaft enthält dabei alle drei Prinzipien der konservierenden Landwirtschaft – minimale Bodenbewegung, permanente Bodenbedeckung und Diversität. Dazu kommt aber die explizite Erwähnung der Vermeidung synthetischer Produktionsmittel, die in der originalen CA-Definition als ergänzender Kommentar enthalten ist, sowie die ganzjährige Durchwurzelung des Bodens mit lebenden Wurzeln und eine ganzheitliche integrierte Tierhaltung, insbesondere mit holistischem Weidemanagement. Insofern ist die regenerative Landwirtschaft keine Alternative zur konservierenden Landwirtschaft, sondern lediglich eine weitere Spezifizierung und Optimierung für bestimmte Klimabereiche.

Ist die Konservierende Landwirtschaft alternativlos?

Nach wie vor ist damit die konservierende Landwirtschaft das einzige wirklich universell weltweit anwendbare Verfahren für eine nachhaltige Landbewirtschaftung, welches auch in den Klimagebieten funktioniert, wo lebende Pflanzenwurzeln sich nicht ganzjährig halten können, oder in Gebieten, wo es keine Tierhaltung gibt. Die konservierende Landwirtschaft bleibt damit das einzige praktikable Konzept für eine nachhaltige Landwirtschaft und damit „alternativlos“. Alle als „Alternativen“ beworbenen „nachhaltigen Technologien“ oder Verfahren sind entweder nicht wirklich „nachhaltig“ oder sie schließen die drei Prinzipien der konservierenden Landwirtschaft ein und verbrämen das Ganze mit einem neuen Namen. Aus diesem Grunde sollte sich die Wissenschaft und auch die Politik nicht weiter mit anderen Konzepten verzetteln, sondern alle Kräfte darauf verwenden, die konservierende Landwirtschaft flächendeckend zu fördern. Denn die beschriebenen ökologischen Effekte für das Ökosystem, sei es der Wasserhaushalt, als auch die Biodiversität und die Gewässerbelastung, werden erst sichtbar, wenn das Verfahren langfristig und auf großen zusammenhängenden Flächen umgesetzt wird. Da dies in keinem Fall von heute auf morgen machbar ist, sollte damit aber sofort angefangen werden. In der Praxis heißt das, dass jegliche Forschung über Bodenbearbeitung oder Pflanzenbauverfahren, einschließlich der Saatzucht, die auf Systemen mit Bodenbearbeitung beruhen, letztendlich obsolet und nicht zukunftsweisend ist.

Eine Landwirtschaft mit weniger Verboten

Auf jeden Fall sollten wir aufhören, weiter nach Alternativen für eine nachhaltige Landwirtschaft zu suchen, sondern das vorhandene und leicht umsetzbare Verfahren der konservierenden Landwirtschaft tatkräftig in der Praxis umsetzen. Dass dies keine leichte Aufgabe ist, ist jedem klar, aber je mehr Zeit wir verlieren, desto schwieriger wird es, und desto länger dauert die Regeneration.

Die Politiker dürfen nicht nur die Probleme beklagen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen müssen auch diese Probleme an ihrem Ursprung angehen und nicht nur mit Verboten und bürokratischen Regelungen einen Aktivismus vortäuschen, der die Probleme nicht löst und letztlich dazu führt, dass die Landwirtschaft das Verständnis für die Politik verliert. In Europa haben wir es vorwiegend mit gut ausgebildeten professionellen Landwirten zu tun, die auch ohne Verbote eine gute Landbewirtschaftung durchführen können. Anstelle von immer mehr Verboten und Vorschriften sollte die Politik daher lieber Rahmenbedingungen für eine konservierende Landwirtschaft schaffen. Der Rückgang des Pflanzenschutzmittel- und Düngereinsatzes, vor allem aber der Gewässerbelastung und die Erholung der Biodiversität ergeben sich dann von ganz allein und ohne zusätzliche Kosten.

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