Site logo

Konservierende Landwirtschaft – Das sagt die Wissenschaft

Wie schaffen wir es Bodenfruchtbarkeit nachhaltig aufzubauen? Rolf Derpsch und Kollegen haben konkrete Antworten.

Die Bodenerosion im Fokus

Rolf Derpsch hat mir ans Herz gelegt, dass wir mit soilify den Fokus mehr auf Bodenerosion setzen sollten. Wie ist also der Zustand unserer Lebensgrundlage? Wie können wir besser wahrnehmen, was passiert? Und wie können wir Bodenfruchtbarkeit nachhaltig aufbauen?

Wir brauchen ein ausreichendes Wissen, um das Problem zu lösen. Dafür wurde eine weitere wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht.

Damit 
auch im deutschsprachigen Raum mehr Menschen Zugang zu dieser Arbeit erhalten, haben wir einige Abschnitte übersetzt und die Originalveröffentlichung verlinkt.

Die konservierende Landwirtschaft ist die Grundlage für die regenerative Landwirtschaft und basiert lediglich auf Prinzipien. Aus dem Grund bedarf sie weder eines Regulariensystems, eines Konsens noch einer festen Definition.

Rolf Derpsch und Direktsaat

Rolf gehört zu den Pionieren, die Direktsaat in Brasilien und Lateinamerika ab dem Jahre 1970 in Versuchen erforscht haben. Dafür arbeitete er auch mit Herbert Bartz zusammen, der der erste Bauer in Südamerika war, der das System auch in die Praxis umgesetzt hat. Er ist in Chile geboren, hat rheinländische Wurzeln und ist im Herzen ein Abenteurer – stets in voller Verbundenheit mit der Liebe zum Leben und zum Boden. 

Die Überschrift seiner neusten wissenschaftlichen Veröffentlichung lautet: „Nature’s Laws of Declining Soil Productivity and Conservation Agriculture“. Auf Deutsch: Die Naturgesetze der abnehmenden Bodenproduktivität und Konservierende Landwirtschaft.

An dieser wissenschaftlichen Arbeit haben mitgewirkt:
Rolf Derpsch, Amir Kassam, Don Reicosky, Theodor Friedrich, Ademir Calegari, Gottlieb Basch, Emilio Gonzalez-Sanchez und Danilo Rheinheimer dos Santos.

Konservierende Landwirtschaft als mögliche Lösung

Die wissenschaftliche Arbeit fasst es wie folgt zusammen:
Die Böden sind für die Landwirtschaft und die natürlichen Ökosysteme von entscheidender Bedeutung und bedürfen des Schutzes und der Einhaltung der Prinzipien der Natur. 

Ziel dieser Arbeit ist zu verstehen, wie die Natur mit Ressourcen umgeht. Sie beschreibt die Bewirtschaftung des lebenden Bodens und ihrer Produktivität sowie die Gesetze der Natur als Leitlinien für die Bewirtschaftung.

Diese Leitlinien bilden die Grundlage für moderne Systeme der konservierenden Landwirtschaft (Conservation Agriculture, abgekürzt: CA), die durch drei Prinzipien gekennzeichnet sind:

  1. Dauerhaft keine oder minimale Bodenbewegung
  2. Dauerhafte Bodenbedeckung mit Biomasse
  3. Biologische Vielfalt in den Fruchtfolgen

Die Prinzipien bilden die Grundlage für den Schutz vor Degradation und für die Erhaltung der Produktivität. 

Historisch wurde die Bodenbearbeitung als notwendiger Bestandteil des Ackerbaus angesehen; sie stellt jedoch die Hauptursache für die Abnahme der Qualität unserer Böden dar.

Die negativen Auswirkungen der Bodenbearbeitung auf die Gesundheit und die Funktion des Bodens mögen unbedeutend erscheinen. Ihre kumulativen Auswirkungen führen aber im Laufe der Zeit zu einer erheblichen Verschlechterung der Bodenqualität und zu Produktivitätsverlusten. 

Bodenbearbeitung in jeder Form und Intensität zerstört die biologischen, physikalischen, chemischen und hydrologischen Eigenschaften des Bodens. Dauerhafte mechanische Bodenbearbeitung findet in natürlichen Ökosystemen nicht statt. 

In CA-Systemen werden die natürlichen Bedingungen nachgeahmt – sowohl von großen als auch kleinen Landbesitzern weltweit. 2018/19 wurde CA auf mehr als 205 Millionen Hektar in mehr als 100 Ländern praktiziert.

Die Auswirkungen des Klimawandels und der Bodenbearbeitung auf die Nahrungsmittelproduktion und die Umweltzerstörung erfordern die Anwendung von naturbasierten Lösungen wie der konservierenden Landwirtschaft.

Wie Du soilify unterstützen kannst

Unterstütze die Zukunft unserer Landwirtschaft und trage zur Verbreitung der Regenerativen Bewegung bei. Sei Teil des Wandels, werde Teil von Soilify!

Vorteile der konservierenden Landwirtschaft

Nach jahrzehntelanger Praxis durch Landwirte weltweit und mit Unterstützung der Forschung gibt es ausreichende wissenschaftliche und praktische Beweise, die folgendes zeigen:

a) Bodenbearbeitung ist nicht notwendig, um eine Ernte zu erzielen. Dies kann in Naturschutzgebieten beobachtet werden, die eine hohe Biomasse ohne Bodenbearbeitung produzieren. Bei der Bodenbearbeitung kann die nackte Bodenoberfläche und der lockere Oberboden mit degradierter Bodenbiologie intensiven, erosiven Regenfällen oder Wind nicht standhalten, sodass kontinuierlich Boden durch Erosion verloren geht.

b) CA hat positive Auswirkungen auf chemische, physikalische, hydrologische und biologische Bodeneigenschaften, verbessert die Bodenqualität und -funktion mit der Zeit, wenn sie richtig praktiziert wird und die Naturgesetze der Bodenproduktivität respektiert werden.

c) CA spart erhebliche Mengen an fossilen Brennstoffen (bis zu zwei Drittel), spart Arbeit und Zeit und zeigt nach Erreichen des Bodengleichgewichts im Allgemeinen höhere Produktivitäten und wirtschaftliche Erträge als andere Ackerbausysteme.

d) CA ist ein effizientes System zur Kontrolle der Bodendegradation und zur Vermeidung von Bodenerosion, was ein Grund für die hohe Akzeptanz ist.

e) Der ökologische Landbau mit Bodenbearbeitung erfreut sich bei den Landwirten generell zunehmender Beliebtheit, vor allem aufgrund staatlicher Subventionen und der höheren Preise, die die Landwirte für ihre Produkte erzielen. Allerdings ist die intensive Bodenbearbeitung zur Unkrautbekämpfung und Mineralisierung von Nährstoffen aus der organischen Substanz des Bodens nicht nachhaltig, da sie die physikalischen, chemischen und biologischen Bodeneigenschaften sowie die Bodenqualität verschlechtert und zu Bodendegradation und Bodenerosion führt. 

Glücklicherweise entwickeln immer mehr Landwirte ein CA-System, was auch ohne den Einsatz synthetischer Pestizide funktionieren kann. In einigen Fällen bedeutet dies eine schrittweise Reduzierung von Bodenbearbeitung und den Einsatz externer chemischer Mittel, bis die Gesundheit und Qualität des Bodens wiederhergestellt sind.

Warum verändern die Bauern etwas?

Die Akzeptanz der revolutionären Direktsaat- und CA-Konzepte, die auf eine 10.000 Jahre alte Tradition des Ackerbaus basiert, ist nicht unproblematisch. 

Skepsis gegenüber neuen Ideen und Technologien ergibt sich oft zum Teil aufgrund unbekannter Risiken und zum Teil aufgrund eines mangelnden Verständnisses der neuen Bewirtschaftungsdetails. 

Entscheidend für die Akzeptanz von CA-Prinzipien sind Demonstrationsflächen und Mentoren, die Pionierarbeit leisten, sowie die direkte Kommunikation von Landwirt zu Landwirt. 

Der Erfolg und die Glaubwürdigkeit der Pionier-Landwirte und die Entwicklung von Netzwerken unter der Leitung von Landwirten ist entscheidend für die Akzeptanz von CA.

Die von den Landwirten betriebene Forschung führte zu einer größeren Pflanzenvielfalt, die zu einer größeren Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltrisiken beiträgt und in den meisten Fällen zu einem geringeren Einsatz von Chemikalien führte. 

Es folgen einige Beispiele für Antworten, die wir von den meisten Landwirten erhalten, warum sie die CA-Prinzipien und Praktiken akzeptieren. 

Allesamt sind gute Gründe, um auf Bodenbearbeitung zu verzichten.

Gründe um auf Bodenbearbeitung zu verzichten

– Ich verbringe so viel weniger Zeit auf dem Traktorsitz.

– Jetzt habe ich mehr Zeit für eine bessere Verwaltung meines landwirtschaftlichen Betriebs.

– Ich kann so viel mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.

– Ich benötige weniger landwirtschaftliche Leistung, so dass ich für die Direktsaat einen kleineren Traktor kaufen kann, als wenn ich den Boden für die Aussaat pflügen müsste.

– Durch die Einführung des Direktsaatsystems benötige ich weniger Landarbeiter, was die Produktionskosten senkt.

– Durch die Konsolidierung des CA-Systems auf Betriebsebene kann ich die Anbaufläche vergrößern oder sogar landwirtschaftliche Dienstleistungen für andere Landwirte anbieten.

– Wenn ich den Boden nicht bearbeite, kann ich die Lebensdauer meines Traktors von etwa 10 auf 20 oder 30 Jahre verdoppeln oder verdreifachen.

– Die Feldarbeiten senken meine Dieselkosten um zwei Drittel.

– Mit der Direktsaattechnik habe ich Erosion und Bodenverschlechterung fast vollständig gestoppt.

– Meine Bodentests zeigen, dass der Gehalt an organischer Substanz im Boden gestiegen ist und sich die Bodenqualität verbessert hat. Infolgedessen sind auch die Ernteerträge gestiegen.

– Es ist ein bisschen mehr Denkarbeit, Organisation und Management erforderlich, aber es ist so befriedigend!

– Das Endergebnis! Meine fixen und variablen Kosten sind geringer und ich verdiene mehr Geld!

Wir danken unseren Unterstützern:

  • Keine Kommentare vorhanden.
  • Kommentar erstellen

    Weitere Beiträge

    Tag des Regenwurms soilify konservierende landwirtschaft

    Die stillen Helden des Bodens: Warum Regenwürmer unsere Aufmerksamkeit verdienen 🪱🌱

    Am 15. Februar feiern wir den „Tag des Regenwurms“ – eine perfekte Gelegenheit, um diesen unscheinbaren, aber unverzichtbaren Bodenbewohnern die verdiente Anerkennung zu schenken. Regenwürmer sind wahre Architekten der Erde: Sie verbessern die Bodenstruktur, fördern den Wasserhaushalt und machen aus totem Pflanzenmaterial fruchtbaren Humus.

    Dieses Jahr gibt es eine besondere Sensation: In Bayern wurde eine neue Regenwurmart entdeckt – Helodrilus bavaricus, ein Relikt aus der Eiszeit. Warum diese faszinierenden Tiere die Grundlage gesunder Böden bilden und was wir von der Neuentdeckung lernen können, erfährst du in diesem Artikel. 🌍🐛

    Weiterlesen
    Aubrac-Rindern auf einer grünen Weide. Das Bild stellt die Verbindung von regenerativer Weidehaltung, hochwertiger Ernährung und nachhaltiger Landwirtschaft.

    Wie Milch und Fleisch den Darm schützen – Neue Studie zeigt krebshemmende Wirkung von Nahrungsproteinen

    Neue Forschung zeigt: Bestimmte Proteine in Rindfleisch und Milch können das Immunsystem im Darm aktivieren und das Wachstum von Tumoren hemmen. Das stellt viele gängige Ernährungshypothesen auf den Kopf – und bestätigt, was wir bei Soilify schon lange wissen: Nicht die Kuh ist das Problem, sondern industrielle Landwirtschaft.

    Warum regenerativ gehaltene Weidetiere nicht nur Böden aufbauen, sondern auch einen gesundheitlichen Mehrwert liefern, erfährst du in unserem neuesten Artikel.

    Weiterlesen
    Bodenerosion stoppen durch regenerative landwirtschaft und holistic management

    Bodenerosion stoppen: Wie nachhaltige Landwirtschaft und Holistic Management die Resilienz unserer Ökosysteme stärken

    Millionen Tonnen fruchtbarer Boden gehen jedes Jahr durch Erosion verloren. Dieses unsichtbare, aber verheerende Problem bedroht nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Stabilität unserer gesamten Ökosysteme. Doch es gibt Lösungen! In diesem Artikel erfährst du, wie du mit nachhaltigen Methoden und Holistic Management deine Böden schützen, ihre Fruchtbarkeit erhalten und die Resilienz deiner Flächen stärken kannst. Weidetiere spielen dabei eine entscheidende Rolle – lass dich inspirieren, wie sie helfen können, den natürlichen Kohlenstoff- und Nährstoffkreislauf wiederherzustellen!

    Weiterlesen